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Germany still divided? Die Sicht der Unternehmen auf die AfD im ost- und westdeutschen Vergleich

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  • Bergmann, Knut
  • Diermeier, Matthias
  • Schroeder, Wolfgang

Abstract

Ostdeutschen AfD-Landesverbände sind radikaler aufgestellt als ihre westdeutschen Pendants und ihre politische Durchschlagskraft könnte sich bei den Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg im September noch vergrößern. Trotz der mittlerweile vielfachen Warnungen vor nicht zuletzt dem wirtschaftspolitischen Programm der Partei offenbart eine Unternehmensbefragung im IW-Zukunftspanel eine geringere Risikobewertung des AfD-Erstarkens durch ostdeutsche Unternehmen als durch westdeutsche. Dennoch verbinden lediglich maximal knapp über 13 Prozent der Unternehmen mit der AfD in ökonomischen Fragestellungen eher Chancen. Demgegenüber überwiegt die Wahrnehmung, dass mit dem Erstarken der Partei eher Risiken einhergehen, deutlich; den Spitzenwert verzeichnet - wie auch in Westdeutschland - die Frage nach dem Bestand der EU und des Euros. Fast 60 Prozent der Unternehmen erkennen hier eher ein Risiko, im Westen, wo dies auch die größte Sorge ist, sind es demgegenüber fast 80 Prozent. Dabei kommen in allen abgefragten Items die "teils-teils"-Angaben in Ostdeutschland deutlich häufiger vor als im Westen. In Fragen der wirtschaftspolitischen Kompetenz ordnen ostdeutsche Unternehmenslenker die Partei mit einem ("ausreichend") hinter Union und FDP auf Rang drei ein - und damit vor allen Parteien links der Mitte. Im Westen erhält sie hingegen die Schulnote "mangelhaft" und rangiert mit dem BSW und der Linken auf den hinteren Rängen. Neben ostdeutschen Unternehmen bewerten auch solche, die bundesweit im ländlichen Raum verortet sind, die Partei bundesweit als wirtschaftskompetenter. Hinsichtlich Unternehmensgröße und Branchenstruktur bestehen in dieser Frage keine größeren Unterschiede. Im Abgleich mit den hohen Zustimmungsraten gerade im ländlichen Ostdeutschland relativieren sich jedoch die auf den ersten Blick weniger kritischen Einschätzungen der Unternehmen. So erachten trotz der weitestgehend wirtschaftsliberalen Programmatik gerade einmal 29 Prozent der ostdeutschen Unternehmen einzelne Partei-Positionen als "sinnvoll/grundsätzlich vertretbar" - im Vergleich mit 22 Prozent im Westen. Die Analyse der unterschiedlichen Strategieoptionen, die Unternehmen gegenüber Rechtsaußen-Parteien zur Verfügung stehen, wird anhand der qualitativen Antworten aus der Befragung vervollständigt. Diese zeigen, dass nicht einmal jedes zwanzigste Unternehmen in West wie Ost als eindeutiger Unterstützer der AfD (Explicit Loyalty) charakterisiert werden kann. Demgegenüber stehen jedes zweite westdeutsche und 29 Prozent der ostdeutschen Unternehmen, die öffentlich ihre Stimme gegen die Partei erheben (Loud Voice). Hinzukommen weitere 15 Prozent im Westen und 19 Prozent im Osten, die sich intern gegen die Partei aussprechen (Soft Voice). Die restlichen Unternehmenslenker lassen sich hinsichtlich einer Strategie zur AfD nicht in die Karten schauen. Einen Grund für die weniger häufige Positionierung von ostdeutschen Unternehmen findet sich den qualitativen Antworten zufolge insbesondere in der weitverbreiteten Enttäuschung mit den etablierten Parteien. Aus der Gesamtschau der Ergebnisse lässt sich ableiten, dass sich der von der AfD (2019) vor fünf Jahren beworbene "Marsch durch die Organisationen" bislang nicht im Stimmungsbild in den Chefetagen der Unternehmen spiegelt - jedenfalls bei weitem nicht so stark wie es die Größe der Parteianhängerschaft vermuten ließe. Insofern lässt sich die im Titel dieses Papier aufgeworfene Frage, ob Deutschland immer noch geteilt ist, hinsichtlich der Perspektive von Unternehmen auf die AfD mit "Ja, aber deutlich weniger ausgeprägt als es die Wahl- und Umfrageergebnisse erwarten ließen" beantworten.

Suggested Citation

  • Bergmann, Knut & Diermeier, Matthias & Schroeder, Wolfgang, 2024. "Germany still divided? Die Sicht der Unternehmen auf die AfD im ost- und westdeutschen Vergleich," Discussion Papers, Research Unit: Center for Civil Society Research ZZ 2024-604, WZB Berlin Social Science Center.
  • Handle: RePEc:zbw:wzbccs:301860
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    References listed on IDEAS

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    1. Magnus Feldmann & Mircea Popa, 2022. "Populism and economic policy: lessons from Central and Eastern Europe," Post-Communist Economies, Taylor & Francis Journals, vol. 34(2), pages 219-245, February.
    2. Bergmann, Knut & Diermeier, Matthias, 2024. "AfD: Unternehmen sehen hohes Risiko - Alternative fällt durch," IW-Kurzberichte 29/2024, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute.
    3. Krieger, Tommy, 2024. "Rechtspopulismus und Standortattraktivität," ZEW Expert Briefs 24-01, ZEW - Leibniz Centre for European Economic Research.
    4. Semsarha, Fabian & Pierenkemper, Sarah & Malin, Lydia, 2024. "Ostdeutsche Flächenländer sind besonders auf internationale Arbeitskräfte angewiesen," IW-Kurzberichte 51/2024, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute.
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    1. Bergmann, Knut & Diermeier, Matthias & Kinderman, Daniel & Schroeder, Wolfgang, 2024. "Die deutsche Wirtschaft und die AfD: Erfahrungen, Befunde und erste Forschungsergebnisse," Discussion Papers, Research Unit: Center for Civil Society Research ZZ 2024-602, WZB Berlin Social Science Center.

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    Keywords

    Right-wing populism; business; social responsibility; Rechtspopulismus; Unternehmen; Wirtschaftspolitik; gesellschaftliche Verantwortung;
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    JEL classification:

    • P00 - Political Economy and Comparative Economic Systems - - General - - - General
    • D71 - Microeconomics - - Analysis of Collective Decision-Making - - - Social Choice; Clubs; Committees; Associations
    • D72 - Microeconomics - - Analysis of Collective Decision-Making - - - Political Processes: Rent-seeking, Lobbying, Elections, Legislatures, and Voting Behavior

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