IDEAS home Printed from https://ideas.repec.org/p/zbw/jhtiwp/289612.html
   My bibliography  Save this paper

Holzaufkommen und -verwendung in Deutschland - Entwicklung seit 2000 und Ausblick bis 2040

Author

Listed:
  • Iost, Susanne
  • Glasenapp, Sebastian
  • Jochem, Dominik
  • Shmyhelska, Liliya
  • Weimar, Holger

Abstract

Alternative Kraftstoffe gelten laut dem Nationalen Klimaschutzplan 2050 als ein wesentlicher Baustein zur Dekarbonisierung des Verkehrssystems in Deutschland. Zu den alternativen Kraftstoffen zählen auch Kraftstoffe auf Basis biogener Ressourcen. Welchen Beitrag diese Kraftstoffe für die Reduktion der Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor leisten können, hängt u.a. von der nachhaltigen Rohstoffverfügbarkeit ab. Im Projekt BIOKRAFT wurde die nachhaltige Verfügbarkeit von holzartiger Biomasse für den Einsatz im Verkehrssektor untersucht. Der vorliegende Bericht (BIOKRAFT AP 3) beschreibt als Grundlage dafür das Aufkommen und die Verwendung von Holzrohstoffen in Deutschland und der EU-27 für den Zeitraum 2000 - 2040. Für den Einsatz im Verkehrssektor liegt der Fokus auf Rest- und Abfallstoffen, da die möglichst hochwertige stoffliche Nutzung von Stamm- und Industrieholz klar priorisiert wird und der Einsatz von diesen Sortimenten im Verkehrssektor kritisch hinterfragt werden muss. Die historische Entwicklung von Holzaufkommen und -verwendung in Deutschland und der EU-27 wurde für den Zeitraum 2000 bis 2020 analysiert. Die zukünftig potenziell verfügbaren und verwendeten Mengen holziger Biomasse wurden in einer systematischen Literaturrecherche ermittelt. Der betrachtete Zeitraum war 2020 bis 2040 für Deutschland und die EU-27. Diese quantitativen Untersuchungen waren Teil des Projektes BIOKRAFT1. Insgesamt sind das Aufkommen und die Verwendung von Rohholz in Deutschland und der EU-27 zwischen den Jahren 2000 und 2020 gestiegen. Im Vergleich zum Jahr 2000 stieg die Rohholzentnahme aus dem Wald in Deutschland bis 2020 um 34 % (von knapp 60 auf knapp 79 Mio. m³). Eine ähnliche Tendenz ist in der EU-27 zu beobachten (von 419 auf 508 Mio. m³). In Deutschland lag der Nadelholzanteil an der Rohholzentnahme im betrachteten Zeitraum im Mittel bei 74 %. Seit dem Jahr 2018 ist die Menge an Schadholz infolge von Trockenheit und nachfolgendem Schädlingsbefall deutlich angestiegen. Dies trug zum Anstieg des gesamten Rohholzeinschlags bei. Im Zeitraum von 2000 bis 2020 stieg auch die Rohholzverwendung an. In den traditionellen Verwendungssektoren (Sägeindustrie, Zellstoff- sowie Holzwerkstoffindustrie) wurde bis ins Jahr 2020 25 % mehr Holz verwendet, als noch im Jahr 2000. In der Energieerzeugung stieg die Rohholzverwendung im gleichen Zeitraum von knapp 9 auf mehr als 20 Mio. m³. Im Verlauf stieg die energetische Rohholzverwendung auf den bisher höchsten Wert von ca. 28 Mio. m³ im Jahr 2013 und sank bis zum Jahr 2020 auf ca. 20 Mio. m³. Reststoffe aus primären Aufkommensquellen sind Rinde, Waldrestholz und Landschaftspflegematerial. Deren Aufkommen sind schwer zu beziffern. Zum einen wird beim Waldrestholz die Abgrenzung des Begriffs unterschiedlich gehandhabt, zum anderen fehlen regelmäßig bei allen primären Reststoffen direkt erhobene Daten. Sekundäre Holzreststoffe sind Altholz, Sägenebenprodukte, sonstiges Industrierestholz und Ablauge. Das Aufkommen an sekundären Holzreststoffen ist im Grundsatz von der Rohholzverwendung abhängig, da Holzreststoffe bei Be- und Verarbeitung von Rohholz sowie durch die Entsorgung von Holzprodukten entstehen. Ihr Aufkommen kann recht zuverlässig aus der empirischen Erfassung auf Seite der Verwender abgeleitet werden. Die Verwendung dieser Reststoffe erfolgt zur Energieerzeugung, zur Herstellung von Energieholzprodukten (v.a. Pellets) sowie in der Holzwerkstoff- und Zellstoffindustrie. Ablauge wird in der Zellstoffindustrie energetisch genutzt. Altholz wird in Deutschland zu mehr als 80 % zur Energieerzeugung verwendet, wobei davon wiederum ca. 80 % in Biomassefeuerungsanlagen mit einer Feuerungswärmeleistung von > 1 MW genutzt werden. Für die EU-27 sind kaum Daten zu Aufkommen und Verwendung von Holzreststoffen verfügbar, daher können hier keine belastbaren Schätzungen vorgenommen werden. Mögliche zukünftige Entwicklungen von Aufkommen und Verwendung von Holzrohstoffen werden häufig mittels szenarienbasierter Modellierungen geschätzt. Die zugrundliegenden Szenarien gehen zum einen von einer erhöhten Holznutzung aus. Zum anderen werden Szenarien modelliert, in denen politische und gesellschaftliche Tendenzen zu mehr Naturschutz und weniger Holznutzung angenommen werden. Hier wird der Kohlenstoffspeicherung im Wald durch Steigerung des stehenden Vorrats eine größere Bedeutung beigemessen, was eine geringere Rohholzproduktion zur Folge hätte. Somit ergeben Untersuchungen zur zukünftigen Holzverfügbarkeit in der Modellierungsperiode 2037-2042 für Deutschland potenzielle Rohholzaufkommen zwischen 41 Mio. m³ und knapp 100 Mio. m³ pro Jahr. Für die EU wird das potenzielle Rohholzaufkommen in den modellierten Basisszenarien auf ca. 330 bis 480 Mio. m³ beziffert. Informationen zum zukünftigen Aufkommen von primären und sekundären Holzreststoffen sind spärlich. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass bei einem möglichen Rückgang der Nutzung von Rohholz auch die Mengen an Holzreststoffen abnehmen werden.Für Deutschland beruhen die in die Auswertung eingeschlossenen Modellierungen des zukünftigen Holzaufkommens auf Daten der Bundeswaldinventur von 2012 (BWI 3). Die modellierten Szenarien berücksichtigen keine möglichen Auswirkungen des Klimawandels auf den Wald in Deutschland. Vor dem Hintergrund stark zunehmender Waldschäden seit 2018 und der damit möglicherweise verbundenen Vorratsabsenkung im Wald in Deutschland, wird sich das zukünftige Aufkommen eher im unteren Bereich der Modellierungsergebnisse bewegen. Für eine sichere Bewertung sind die kommenden Inventurdaten der BWI 4 abzuwarten, die voraussichtlich Ende 2024 zur Verfügung stehen werden. Die vorliegende Auswertung gibt einen umfassenden Überblick über Aufkommen und Verwendung von Holzrohstoffen in Deutschland. Es wird gezeigt, welche Reststoffe bei der Be- und Verarbeitung von Holz entstehen und dass sie in unterschiedlichen Sektoren stofflich oder energetisch verwendet werden. Die Auswertung zeigt, dass auf Grundlage der verfügbaren Daten keine direkte Gegenüberstellung von Aufkommen und Verwendung und somit keine verlässliche Schätzung verfügbarer Potenziale möglich ist. Theoretisch könnten in Verwendung befindliche Holzrohstoffe für die Herstellung von Biokraftstoffen umgenutzt werden. Um dann das Ziel einer größtmöglichen Reduktion von Treibhausgasen zu erreichen, müsste der potenzielle Reduktionseffekt im Verkehrssektor im Kontext der anderen möglichen Verwendung von Holzrohstoffen betrachtet werden.

Suggested Citation

  • Iost, Susanne & Glasenapp, Sebastian & Jochem, Dominik & Shmyhelska, Liliya & Weimar, Holger, 2024. "Holzaufkommen und -verwendung in Deutschland - Entwicklung seit 2000 und Ausblick bis 2040," Thünen Working Papers 235, Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries.
  • Handle: RePEc:zbw:jhtiwp:289612
    DOI: 10.3220/WP1710841727000
    as

    Download full text from publisher

    File URL: https://www.econstor.eu/bitstream/10419/289612/1/1885476345.pdf
    Download Restriction: no

    File URL: https://libkey.io/10.3220/WP1710841727000?utm_source=ideas
    LibKey link: if access is restricted and if your library uses this service, LibKey will redirect you to where you can use your library subscription to access this item
    ---><---

    References listed on IDEAS

    as
    1. Julia Tandetzki & Holger Weimar, 2022. "Holzpreise: Baustoff und Energieträger [Wood prices: Building material and energy source]," Wirtschaftsdienst, Springer;ZBW - Leibniz Information Centre for Economics, vol. 102(7), pages 503-503, July.
    2. Nebojsa Nakicenovic & Robert Lempert & Anthony Janetos, 2014. "A Framework for the Development of New Socio-economic Scenarios for Climate Change Research: Introductory Essay," Climatic Change, Springer, vol. 122(3), pages 351-361, February.
    3. Patricia Gurria & Tevecia Ronzon & Saulius Tamosiunas & Raul Lopez & Sara Garcia Condado & Jordi Guillen & Noemi Cazzaniga & Ragnar Jonsson & Manjola Banja & Gianluca Fiore & Andrea Camia & Robert M'B, 2017. "Biomass flows in the European Union: The Sankey biomass diagram - towards a cross-set integration of biomass," JRC Research Reports JRC106502, Joint Research Centre.
    Full references (including those not matched with items on IDEAS)

    Most related items

    These are the items that most often cite the same works as this one and are cited by the same works as this one.
    1. Nicolas Robert & Ragnar Jonsson & Rafał Chudy & Andrea Camia, 2020. "The EU Bioeconomy: Supporting an Employment Shift Downstream in the Wood-Based Value Chains?," Sustainability, MDPI, vol. 12(3), pages 1-14, January.
    2. Iost, Susanne & Geng, Natalia & Schweinle, Jörg & Banse, Martin & Brüning, Simone & Jochem, Dominik & Machmüller, Andrea & Weimar, Holger, 2020. "Setting up a bioeconomy monitoring: Resource base and sustainability," Thünen Working Paper 305677, Johann Heinrich von Thünen-Institut (vTI), Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries.
    3. Jörg Schweinle & Natalia Geng & Susanne Iost & Holger Weimar & Dominik Jochem, 2020. "Monitoring Sustainability Effects of the Bioeconomy: A Material Flow Based Approach Using the Example of Softwood Lumber and Its Core Product Epal 1 Pallet," Sustainability, MDPI, vol. 12(6), pages 1-27, March.
    4. Min Zhu & Zengxin Zhang & Bin Zhu & Rui Kong & Fengying Zhang & Jiaxi Tian & Tong Jiang, 2020. "Population and Economic Projections in the Yangtze River Basin Based on Shared Socioeconomic Pathways," Sustainability, MDPI, vol. 12(10), pages 1-21, May.
    5. Spalding-Fecher, Randall. & Senatla, Mamahloko & Yamba, Francis & Lukwesa, Biness & Himunzowa, Grayson & Heaps, Charles & Chapman, Arthur & Mahumane, Gilberto & Tembo, Bernard & Nyambe, Imasiku, 2017. "Electricity supply and demand scenarios for the Southern African power pool," Energy Policy, Elsevier, vol. 101(C), pages 403-414.
    6. Iost, Susanne & Geng, Natalia & Schweinle, Jörg & Banse, Martin & Brüning, Simone & Jochem, Dominik & Machmüller, Andrea & Weimar, Holger, 2020. "Setting up a bioeconomy monitoring: Resource base and sustainability," Thünen Working Papers 149, Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries.
    7. Timo Kuosmanen & Natalia Kuosmanen & Andrea El-Meligi & Tevecia Ronzon & Patricia Gurria & Susanne Iost & Robert M’Barek, 2020. "How big is the bioeconomy?," JRC Research Reports JRC120324, Joint Research Centre.
    8. Emily Ho & David V. Budescu & Valentina Bosetti & Detlef P. Vuuren & Klaus Keller, 2019. "Not all carbon dioxide emission scenarios are equally likely: a subjective expert assessment," Climatic Change, Springer, vol. 155(4), pages 545-561, August.
    9. Zhenshan Yang, 2019. "Sustainability of Urban Development with Population Decline in Different Policy Scenarios: A Case Study of Northeast China," Sustainability, MDPI, vol. 11(22), pages 1-17, November.
    10. Greggio, Nicolas & Balugani, Enrico & Carlini, Carlotta & Contin, Andrea & Labartino, Nicola & Porcelli, Roberto & Quaranta, Marta & Righi, Serena & Vogli, Luciano & Marazza, Diego, 2019. "Theoretical and unused potential for residual biomasses in the Emilia Romagna Region (Italy) through a revised and portable framework for their categorization," Renewable and Sustainable Energy Reviews, Elsevier, vol. 112(C), pages 590-606.
    11. Hörl, Jakob & Keller, Klaus & Yousefpour, Rasoul, 2020. "Reviewing the performance of adaptive forest management strategies with robustness analysis," Forest Policy and Economics, Elsevier, vol. 119(C).
    12. Efthymios Rodias & Eirini Aivazidou & Charisios Achillas & Dimitrios Aidonis & Dionysis Bochtis, 2020. "Water-Energy-Nutrients Synergies in the Agrifood Sector: A Circular Economy Framework," Energies, MDPI, vol. 14(1), pages 1-17, December.
    13. Vanessa J. Schweizer, 2020. "Reflections on cross-impact balances, a systematic method constructing global socio-technical scenarios for climate change research," Climatic Change, Springer, vol. 162(4), pages 1705-1722, October.
    14. Matthias Kühnbach & Felix Guthoff & Anke Bekk & Ludger Eltrop, 2020. "Development of Scenarios for a Multi-Model System Analysis Based on the Example of a Cellular Energy System," Energies, MDPI, vol. 13(4), pages 1-23, February.
    15. Céline Guivarch & Julie Rozenberg & Vanessa Schweizer, 2016. "The diversity of socio-economic pathways and CO2 emissions scenarios: Insights from the investigation of a scenarios database," Post-Print halshs-01292901, HAL.
    16. Charlie Wilson & Céline Guivarch & Elmar Kriegler & Bas Ruijven & Detlef P. Vuuren & Volker Krey & Valeria Jana Schwanitz & Erica L. Thompson, 2021. "Evaluating process-based integrated assessment models of climate change mitigation," Climatic Change, Springer, vol. 166(1), pages 1-22, May.
    17. Kocur-Bera, Katarzyna, 2018. "A safe space of rural areas in the context of the occurrence of extreme weather events—A case study covering a part of the Euroregion Baltic," Land Use Policy, Elsevier, vol. 71(C), pages 518-529.
    18. Guillaume Rohat, 2018. "Projecting Drivers of Human Vulnerability under the Shared Socioeconomic Pathways," IJERPH, MDPI, vol. 15(3), pages 1-23, March.
    19. Benjamin Leon Bodirsky & Alexander Popp & Hermann Lotze-Campen & Jan Philipp Dietrich & Susanne Rolinski & Isabelle Weindl & Christoph Schmitz & Christoph Müller & Markus Bonsch & Florian Humpenöder &, 2014. "Reactive nitrogen requirements to feed the world in 2050 and potential to mitigate nitrogen pollution," Nature Communications, Nature, vol. 5(1), pages 1-7, September.
    20. Thomas Winkler & Wilfried Winiwarter, 2016. "Greenhouse gas scenarios for Austria: a comparison of different approaches to emission trends," Mitigation and Adaptation Strategies for Global Change, Springer, vol. 21(8), pages 1181-1196, December.

    Corrections

    All material on this site has been provided by the respective publishers and authors. You can help correct errors and omissions. When requesting a correction, please mention this item's handle: RePEc:zbw:jhtiwp:289612. See general information about how to correct material in RePEc.

    If you have authored this item and are not yet registered with RePEc, we encourage you to do it here. This allows to link your profile to this item. It also allows you to accept potential citations to this item that we are uncertain about.

    If CitEc recognized a bibliographic reference but did not link an item in RePEc to it, you can help with this form .

    If you know of missing items citing this one, you can help us creating those links by adding the relevant references in the same way as above, for each refering item. If you are a registered author of this item, you may also want to check the "citations" tab in your RePEc Author Service profile, as there may be some citations waiting for confirmation.

    For technical questions regarding this item, or to correct its authors, title, abstract, bibliographic or download information, contact: ZBW - Leibniz Information Centre for Economics (email available below). General contact details of provider: https://edirc.repec.org/data/vtigvde.html .

    Please note that corrections may take a couple of weeks to filter through the various RePEc services.

    IDEAS is a RePEc service. RePEc uses bibliographic data supplied by the respective publishers.