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Krankheitsverleugnung: Betriebliche Gesundheitskulturen und neue Arbeitsformen

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  • Kocyba, Hermann
  • Voswinkel, Stephan

Abstract

In den letzten Jahren ist der Krankenstand kontinuierlich gesunken. Verantwortlich hierfür sind nicht nur die Erfolge betrieblicher Gesundheitspolitik. Die Reduzierung der Fehlzeiten ist auch Indiz dafür, dass es für Erwerbstätige schwieriger wird, gesundheitliche Beeinträchtigungen wahrzunehmen, sich einzugestehen und mit ihnen frühzeitig auseinander zu setzen. Deshalb muss nicht nur gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die Arbeitsbedingungen oder das Betriebsklima entgegen gewirkt werden, sondern die betrieblichen Arbeits- und Sozialbedingungen müssen auch so gestaltet werden, dass Krankheiten auskuriert werden können.Vor diesem Hintergrund hat das Projekt in einer explorativen Vorstudie untersucht, welche betrieblichen Faktoren zu einer Haltung der Krankheitsverleugnung beitragen und welche Formen von Krankheitsverleugnung sich unterscheiden lassen. Zum andern hat das Projekt verschiedene Handlungsmöglichkeiten der Interessenvertretung daraufhin analysiert, inwiefern sie geeignet sind, der Krankheitsverleugnung entgegenzuwirkenIn 12 Betrieben unterschiedlicher Branchen (Automobilindustrie, Automobilzulieferer, Chemieindustrie, IT-Dienstleistungen, Banken, Kliniken) hat das Projekt Erfahrungen und Problemsichten von Betriebsräten und anderen betrieblichen Experten erhoben, die an der betrieblichen Gesundheitspolitik beteiligt und mit der Beratung von Beschäftigten hinsichtlich ihres Gesundheitsverhaltens befasst sind.Krankheitsverleugnung im Betrieb bedeutet, dass Krankheiten ignoriert bzw. Kranke diskriminiert werden. Sie nimmt die Formen - der Verantwortungsabwehr, - der reinen Opferfürsorge, - der Ignorierung oder - der Kontrolle an. Krankheitsverleugnung der Beschäftigten kann Ursachen haben - in der Angst um den Arbeitsplatz, - im Termindruck, - in der Verantwortung gegenüber KollegInnen im Team, aber auch im Gruppendruck, - in der einseitigen Wertschätzung ständiger Höchstleistungsfähigkeit. Die Gefahr der Krankheitsverleugnung ist auch bei den Instrumenten betrieblicher Gesundheitspolitik zu berücksichtigen: - Krankenrückkehrgespräche können nicht nur Belastungen aufdecken, sondern auch die Beschäftigten veranlassen, krank zu arbeiten. - Mit der Überlastungsanzeige kann auf Überforderungen hingewiesen, aber auch der Betroffene als 'Überforderter' etikettiert werden. - Bei der Gefährdungsanalyse sollte auch die 'Krankheitskompatibilität' der Arbeitssituation betrachtet werden. Diese Erweiterung betrieblicher Gesundheitspolitik ist erforderlich, wenn die Beschäftigten auch in höherem Alter noch arbeiten sollen.

Suggested Citation

  • Kocyba, Hermann & Voswinkel, Stephan, 2007. "Krankheitsverleugnung: Betriebliche Gesundheitskulturen und neue Arbeitsformen," Arbeitspapiere 150, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf.
  • Handle: RePEc:zbw:hbsarb:150
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    1. Ferber Christian von, 1994. "Fehlzeiten und Krankenstand - Forschungsansätze und offene Probleme," Arbeit, De Gruyter, vol. 3(1), pages 40-66, March.
    2. Hauß, Friedrich & Oppen, Maria, 1985. "Krankenstand als Ergebnis von Definitions- und Aushandlungsprozessen in Gesellschaft und Betrieb," EconStor Open Access Articles and Book Chapters, ZBW - Leibniz Information Centre for Economics, pages 339-365.
    3. Bamberg Eva, 2004. "Stress bei der Arbeit und Maßnahmen der Stressreduktion: Aktuelle Konzepte und Forschungsergebnisse," Arbeit, De Gruyter, vol. 13(3), pages 264-277, September.
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    Cited by:

    1. Lisa Braunheim & Daniëlle Otten & Christoph Kasinger & Elmar Brähler & Manfred E. Beutel, 2022. "Individual and Work-Related Predictors of Exhaustion in East and West Germany," IJERPH, MDPI, vol. 19(18), pages 1-11, September.
    2. Köpke, Karl-Heinz, 2011. "Gesunde Arbeit für alle: Von der Gesundheitsförderung zum Eingliederungsmanagement im Betrieb," Study / edition der Hans-Böckler-Stiftung, Hans-Böckler-Stiftung, Düsseldorf, volume 127, number 253, March.

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