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Abstract
Der Aufsatz argumentiert gegen eine säkularistische Definition von Zivilgesellschaft, indem er die keineswegs ausschließlich negative, sondern ambivalente Beziehung zur Religion herausarbeitet. Hierfür wird zunächst der aktuelle, gleichermaßen globale wie disziplinenübergreifende Diskurs zum Verhältnis von Religion und Zivilgesellschaft beleuchtet, dann – vor dem Hintergrund theoretischer und empirischer Einwände gegen die Säkularisierungstheorie – ein nicht säkularistisches Verständnis von Zivilgesellschaft entwickelt, das schließlich forschungspraktisch an der Geschichte des 19. Jahrhunderts erprobt wird. Deutlich wird dabei die enge Verflechtung von Religion und Zivilgesellschaft inner- und außerhalb Europas, von der bürgerlichen Familie über religiöse Vereine bis hin zur Kolonialmission. Die Fokussierung von Religion rückt von der Forschung bislang zu Unrecht marginalisierte Akteure und Felder zivilgesellschaftlicher Praxis in den Blick: Geistliche, Frauen, Unterschichten, Kolonien. Auf konzeptioneller Ebene erweist sie räumliche und normative Definitionen von Zivilgesellschaft als teilweise säkularistisch. Empirisch revidiert sie die Gleichsetzung von Zivilgesellschaft und bürgerlicher Gesellschaft im 19. Jahrhundert, indem sie auf religiös motivierte klassenübergreifende zivilgesellschaftliche Praktiken aufmerksam macht. In genealogischer Perspektive führt sie die noch immer wirkungsmächtige Dichotomisierung von Religion und Zivilgesellschaft auf die Verflechtung der Entstehung von Theorien der Säkularisierung und der bürgerlichen Gesellschaft zurück. Die Untersuchung der Beziehung von Religion und Zivilgesellschaft erklärt mithin sowohl, warum beide Größen so lange antagonistisch verstanden worden sind, als auch weshalb sich dies künftig ändern sollte.
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