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Deutschland liegt bei der Digitalisierung im Ländervergleich mit Dänemark, den Niederlanden und Schweden um mehrere Jahre zurück. Insbesondere fehlt ein System für sichere elektronische Kommunikation, das allen Bürgerinnen und Bürgern offensteht, sowie an breit akzeptierten Lösungen für elektronische Identifizierung Briefdienste werden daher in Deutschland noch stärker genutzt, der Rückgang der Briefmenge verlief deutlich langsamer als in den Vergleichsländern. Der deutsche Onlinehandel ist zwar gut entwickelt, aber in den Vergleichsländern nutzen Verbraucher*innen das Internet noch stärker zum Ein- und Verkaufen. Die Corona-Pandemie löste in allen betrachteten Ländern starkes Wachstum der Onlinehandelsumsätze sowie der Paketmengen aus. Trotz des Einbruchs ab dem Jahr 2022 liegen die E-Commerce-Umsätze und Paketmengen auf einem höheren Niveau als vor der Pandemie. Für die zukünftige Entwicklung des deutschen Brief- und Paketmarkts werden zwei Szenarien unterschieden. Das "langsame" Szenario ist geprägt durch eine schwache wirtschaftliche Entwicklung, Handelskonflikte und ein langsames Digitalisierungstempo bei schwachem Wachstum im Onlinehandel. Das "schnelle" Szenario geht von stärkerem Wachstum in Wirtschaft und Onlinehandel aus, getrieben durch technologische Innovationen, weitgehend frei von Handelshemmnissen und einem schnellen Digitalisierungstempo. Im langsamen Szenario könnten die Briefmengen im Jahr 2035 noch 50- 60% und im schnellen Szenario noch 30-40% der Ausgangsmenge (des Jahres 2023) betragen. Die Paketmengen wachsen hingegen in beiden Szenarien, wenn auch unterschiedlich stark. Die Qualitätsvorgaben im Universaldienst sind mit der Postgesetzreform im Jahr 2024 reduziert worden. Außerdem sieht das Postgesetz angesichts des Briefmengenrückgangs eine regelmäßige Evaluierung des Universaldienstes vor. Die Deutsche Post ist zur Erbringung des Universaldienstes verpflichtet und die Universaldienstlasten werden in der Preisregulierung berücksichtigt. Die disziplinierende Funktion der Regulierung wird durch den im Briefmarkt bestehenden Wettbewerb ergänzt, der Versendern eine Wahlmöglichkeit bietet. Im langsamen Szenario wird das Qualitätsniveau für Briefdienstleistungen durch die marktbeherrschende Deutsche Post eher langsam und innerhalb der Spielräume des Postgesetzes gesenkt. Der Briefmengenrückgang wird zu weiter steigenden Preisen führen. Im schnellen Szenario ist mit stärkeren Einschnitten bei den Laufzeiten zu rechnen. Die Deutsche Post richtet in diesem Szenario ihre Beförderungsnetze konsequent auf die Anforderungen von Paketkunden aus. Briefe könnten dann nachrangig und mit weniger hoher Zuverlässigkeit zugestellt werden. Ohne Anpassungen im Leistungsumfang würden die Briefentgelte für Privat- und Geschäftskunden im schnellen Szenario stark steigen, mit negativen Rückkopplungen auf die Briefnachfrage. Der Evaluierung des Universaldienstes kommt eine hohe Bedeutung zu, um den zukünftigen Universaldienst bedarfsgerecht an die veränderten Bedürfnisse anzupassen und dadurch nachhaltig zu finanzieren.
Suggested Citation
Thiele, Sonja, 2024.
"Nachfragetrends im deutschen Brief- und Paketmarkt und deren Auswirkungen auf den Universaldienst,"
WIK Discussion Papers
531, WIK Wissenschaftliches Institut für Infrastruktur und Kommunikationsdienste GmbH.
Handle:
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