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Abstract
[Einleitung:] Dissidenz, Politisierung und Kontestation stellen drei unterschiedliche Qualitäten von Widerstand beziehungsweise Widerspruch in Prozessen globaler Governance dar. Die drei Konzepte unterscheiden sich bezüglich ihres spezifischen konstitutiven Beitrags zur Normativität im globalen Raum. Obwohl in der Praxis deutlich verschieden beispielsweise anhand der Materialität und Qualität des Widerstands sind alle drei insofern als Legitimitätshandlungen globaler Governance zu definieren, als deren Nachhaltigkeit mithilfe dieser Konzepte zu bestimmen beziehungsweise auch zu korrigieren ist. Während Dissidenz mit Bezug auf den Herrschaftsbegriff an revolutionäre Umwälzungen politischer Systeme anknüpft, und Politisierung durch die Infragestellung von Autorität im globalen Raum Machtveränderungen untersucht, ist Kontestation als normgenerierende Praxis insbesondere im Zusammenhang mit Konstitutionalisierung als grundsätzliche Bedingung zur Herstellung legitimer Governance definiert. Sie wird daher als norm-generierende Praxis verstanden, die für nachhaltige Normativität konstitutiv ist (Tully 2002). Dieses Papier stellt den Begriff der Kontestation im Zusammenhang mit Konstitutionalisierung im globalen Raum mit Bezug auf seine Qualifikation, seine Anwendung sowie seine Auswirkung als Kernbegriff der globalen Governance vor. Über die Grundlage der Theorien internationaler Beziehungen (IB) rekurriert der Beitrag auf der von James Tully entwickelten Public Philosophy in a New Key, die bewusst - über die kritische Auseinandersetzung hinaus - die interaktive Intervention wissenschaftlicher Forschung in gesellschaftlichen Konflikten vorsieht (siehe dazu Tully 2008a, 3-4; Tully 2008b). Der folgende Beitrag geht dazu in drei Schritten vor. Im ersten Schritt wird der Kontestationsbegriff im Rahmen der Theorie der Kontestation (Wiener 2014) definiert und eingeführt, sowie seine Anwendung anhand des Zyklus der Kontestation und seiner drei Elemente (Stadien der Normimplementation, Akteure, Normsegmente) erläutert. Im zweiten Schritt wird die Anwendung des Kontestationsbegriffs im Rahmen der Erforschung des Prozesses globaler Konstitutionalisierung mit Bezug auf das Narrativ globaler Konstitutionalisierung und möglicher Gegennarrative vorgestellt. Hier wird vorgeschlagen, anhand unterschiedlicher Kontestationsmodi (gerichtliche Entscheidungsverfahren, Deliberation, Auseinandersetzung und Rechtfertigung) die Aushandlung von Normativität in ausgewählten Kontexten (Recht, Politik, Gesellschaft, Wissenschaft) globaler Konstitutionalisierungsprozesse zu untersuchen. Dabei wird der Kontestationsbegriff zunächst im Hinblick auf die Anwendung im interdisziplinären Forschungsfeld des globalen Konstitutionalismus im Rahmen empirischer Forschung vorgestellt. Schließlich wird im dritten Schritt eine Schlussfolgerung mit Blick auf die Ausgestaltung der Theorie der Kontestation als einem Kernbereich der globalen Governance Forschung entwickelt. (...)
Suggested Citation
Wiener, Antje, 2017.
"Nachhaltige Normativität im globalen Raumː Kontestation und Konstitutionalisierung,"
WiSo-HH Working Paper Series
38, University of Hamburg, Faculty of Business, Economics and Social Sciences, WISO Research Laboratory.
Handle:
RePEc:zbw:uhhwps:38
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