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Abstract
Im vorliegenden Report werden ausgewählte Ergebnisse einer Repräsentativbefragung in ländlichen Räumen berichtet. Sie wurde in Gemeinden unter 50.000 Einwohner*innen im Herbst 2016 in Deutschland durchgeführt. Die Nettostichprobe umfasste 1.717 Personen ab 18 Jahren. Die Befragung war im Pilotprojekt 'Monitoring ländlicher Räume' eingebettet, das die Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen aus Sicht der amtlichen Statistik und aus Sicht der Bevölkerung zum Gegenstand hatte. Im Pilotprojekt wurden vier Typen ländlicher Räume nach Küpper (2016) anhand der Dimensionen '(objektive) Ländlichkeit' und 'sozioökonomische Lage' definiert. Für jeden Raumtyp wurde eine Teilstichprobe gezogen. Für die Befragung zu Lebensverhältnissen in ländlichen Räumen wurden drei neue Erhebungsinstrumente entwickelt - erstens: die Definition einer Gegend im Umkreis von 10 Kilometern um eine Wohnung / ein Haus als ein (Sozial-)Raum, dessen Bewertung brauchbare Informationen über Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen bietet; zweitens: die Operationalisierung dieser Bewertung durch zwei offene Fragen zu den guten und weniger guten Seiten einer Gegend, mit dem Hinweis für Befragte, bei ihren Antworten auch an ihren privaten Alltag und ggf. ihre Erwerbsarbeit zu denken; drittens: die subjektive Einschätzung (anhand einer siebenstufigen Skala) Befragter, wie ländlich oder städtisch die Gegend im Umkreis von 5 Kilometern um ihre Wohnung / ihr Haus sei. Als neues Auswertungsinstrument wurde aus den positiven und negativen Einzelbewertungen die Gesamtbewertung (Einstellung) zur Gegend konstruiert, unter Berücksichtigung der möglichen Ambivalenz der Einstellung. Die Einzelbewertungen wurden inhaltsanalytisch, anhand eines sehr differenzierten Kodierschemas, aus den Antworten auf die zwei offenen Fragen erschlossen. Die Entwicklung der neuen Instrumente und ihre Grundlagen sind ein Schwerpunkt dieses Thünen Reports. Die Analyse der auf Grundlage der neuen Instrumente erhobenen Daten bildet den zweiten Schwerpunkt. Unter den gut 8.000 kodierten Äußerungen sind 28 Prozent negative und 72 Prozent positive Bewertungen. Ein wesentlicher Grund für die deutlich höhere Anzahl positiver Bewertungen: Fast ein Drittel der Befragten äußert keine negative Bewertung, die Einstellung zu ihrer Gegend ist mehr affektiv als kognitiv geprägt. Im Durchschnitt weist die Gesamtbewertung der Gegend eine zweigipflige Verteilung auf: Tendenziell neigen Befragte zu einer sehr positiven oder mittleren Einstellung zu ihrer Gegend. Nur ein sehr kleiner Anteil äußert sich deutlich negativ. In einer Regressionsanalyse weisen die individuellen Faktoren 'Lebenszufriedenheit', 'Alter' und der Raumfaktor 'Anzahl vorhandener Einrichtungen in einer Gegend' vergleichsweise größeren Einfluss auf die Einstellung zur Gegend auf als die sozioökonomische Lage im Landkreis und die subjektive Ländlichkeit. Die beiden letzteren scheinen als grobe Indikatoren für Lebensverhältnisse brauchbar zu sein. Die auf Kreisebene als sehr und eher ländlich bestimmte objektive Ländlichkeit übt in der Analyse keinen Einfluss auf die Einstellung zur Gegend aus. Als weiteres Analyseinstrument wird eine Kontrastgruppenanalyse angewendet und die Bindung an eine Gegend wird als möglicher Einstellungsfaktor diskutiert. Wie im Durchschnitt die Beurteilung bestimmter Themenbereiche die Einstellung zur Gegend beeinflusst, ließ sich nur für Befragte analysieren, die sich sowohl positiv als auch negativ zu ihrer Gegend äußern. Es zeigt sich, dass aus der Häufigkeit von Äußerungen zu einem Themenbereich nicht direkt auf dessen Einfluss auf die Einstellung zur Gegend geschlossen werden kann. Einen relativ größeren Einfluss auf die Einstellung üben Bewertungen zu den Themen Gesundheitsversorgung, Bildungseinrichtungen und Freizeit/Kultur aus. Durch die Kodierung anhand von 128 Kategorien wird erfasst, unter welchen spezifischen Gesichtspunkten eine Gegend beurteilt wird. Die herausgehobenen spezifischen Überlegungen, die die Befragten zur Bewertung ihrer Gegend anstellen, beziehen sich auf ihren praktischen privaten und Arbeitsalltag: 'Nahversorgung/Geschäfte', 'Arbeitsweg'; auf symbolisch aufgeladene naturbezogene Phänomene: 'Landschaft', 'Natur' und den Zusammenhang ihres persönlichen/sozialen und natürlichen Umfelds: 'Ruhe', 'ländlich'. Die Kodierkategorien sind themen orientiert zu Analysekategorien zusammengefasst worden: zunächst in 39 Kategorien auf der so benannten 2. Ebene und danach zu 16 Kategorien der 1. Ebene. Die Zusammenfassung der Kodier- zu Analysekategorien kann, je nach Analyseaspekt, auch etwas anders vorgenommen werden. Dies wird u. a. anhand von Analyseergebnissen gezeigt, die sich an der Strukturierung des Dritten Berichts der Bundesregierung zur Entwicklung ländlicher Räume orientiert (BMEL 2020).
Suggested Citation
Kreis, Joachim, 2024.
"Lebensverhältnisse in ländlichen Räumen - Bewertungen Befragter zu ihrer Gegend: Inhaltliche und methodische Analysen auf Grundlage einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung,"
Thünen Reports
114, Johann Heinrich von Thünen Institute, Federal Research Institute for Rural Areas, Forestry and Fisheries.
Handle:
RePEc:zbw:jhtire:300635
DOI: 10.3220/REP1714137703000
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