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Um fundierte Aussagen zum Stand der Integration treffen zu können, muss zunächst geklärt werden, was diese konkret beinhalten sollte. Aus der Definition des Dudens einer "Verbindung einer Vielheit von einzelnen Personen oder Gruppen zu einer gesellschaftlichen und kulturellen Einheit" (Duden, 2020) lassen sich hierfür die drei Bereiche der Herausbildung einer gemeinsamen Identität von Zuwanderern und Einheimischen, der Verbindung ihrer sozialen Netzwerke und der Angleichung ihrer wirtschaftlichen Situation, gesellschaftlich relevanten Lebenslagen und Lebensweisen ableiten. Zu diesen Bereichen können wiederum konkrete Indikatoren spezifiziert werden. Allerdings stelltdie Wahl der Referenzwerte ein Problem dar, da die Zuwanderer und Einheimischen in sich heterogene und strukturell unterschiedliche Bevölkerungsgruppen darstellen. Vergleicht man etwa die Arbeitsmarktlage von zu einem höheren Anteil niedrigqualifizierten Zuwanderernmit der von allen Einheimischen, erwartet man damit letztlich, dass sie besser abschneiden als Personen mit gleichem Bildungsstand. Vergleicht man sie hingegen nur mit diesen, wird gegebenenfalls auch bei einem starken Auseinanderfallen beider Gruppeneine erfolgreiche Integration konstatiert. Eine weitere Herausforderung stellt die Definition der Zielgruppen der Integration dar, die eine von den Einheimischen klar abgegrenzte Einheit bilden sollten. Auf die in der einschlägigen Forschung häufig betrachtete Bevölkerung mit Migrationshintergrund trifft dies nicht zu. Vielmehr sind viele Personen der zweiten Generation in der eigenen und der Fremdwahrnehmung Einheimische und haben kaum Berührungspunkte mit migrantisch geprägten Milieus. Vor diesem Hintergrund wurden mit dem Sozio-oekonomischen Panel (SOEP) Auswertungen zu den verschiedenen Aspekten des Stands der Integration für die mit den verfügbaren Fallzahlen abbildbaren, großen Zuwanderergruppen in Deutschland vorgenommen. Auch wenn in den meisten Fällennoch weitere Integrationsschritte notwendig sind, zeichnen diese insgesamt ein positives Bild. Insbesondere hat sich die Lage in den letzten Jahren vielfach deutlich verbessert und die in Deutschland geborenen Kinder der zweiten Generation erreichen grundsätzlich ein viel höheres Niveau als die selbstzugewanderten Personen der ersten Generation. Bei den Zuwanderern der zweiten Generation aus den neuen EU-Mitgliedsländern kann sogar ein bereits vollständig abgeschlossener Integrationsprozess konstatiert werden. Auch die Zuwanderer der zweiten Generation aus Südeuropa und die Zuwanderer aus Westeuropa erreichen in den meisten Bereichen sehr gute Ergebnisse. Allerdings sehen diese sich vergleichsweise selten als Deutsche, was mit der gemeinsamen europäischen Identität in Zusammenhang stehen könnte. Dennoch muss die Integrationspolitik vor dem Hintergrund der mit dem demografischen Wandel zunehmenden Bedeutung der Zuwanderung für Wachstum und Wohlstand in Deutschland weiter gestärkt werden. Um dabei effektiv und effizient vorgehen zu können, müssen die bereits heute etwa vom Sachverständigenrat für Migration und Integration in sehr hoher Qualität bereitgestellten Monitorings noch weiter ergänzt werden.
Suggested Citation
Geis-Thöne, Wido, 2021.
"Der Stand der Integration in Deutschland: Konzeptionelle Überlegungen und Ergebnisse auf Basis des Sozio-oekonomischen Panels,"
IW-Reports
8/2021, Institut der deutschen Wirtschaft (IW) / German Economic Institute.
Handle:
RePEc:zbw:iwkrep:82021
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