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Abstract
Im Rahmen der seit zwei Jahren mit großer Vehemenz geführten internationalen Diskussion um die Schaffung einer neuen Weltwirtschaftsordnung, spielt die Regulierung des Rohstoffhandels eine zentrale Rolle: Die Entwicklungsländer, die überwiegend noch auf Rohstoffproduktion und -export spezialisiert sind, pochen auf international sanktionierte Regelungen, die nicht nur die Rohstoffpreise stabilisieren helfen, sondern dies auf einem, wie es heißt, angemessenen und gerechten Niveau tun. Die Industrieländer, die nur in Einzelfällen über eine eigene ausreichende Rohstoffbasis verfügen, sind an völkerrechtlich abgesicherten Vereinbarungen interessiert, die den freien Zugang zu den Rohstoffquellen gewährleisten, und zwar zu Preisen, die nicht monopolistisch überhöht sind. Das Problem ist nicht neu, wie der anstand erhellt, daß schon vor 100 Jahren ein erstes internationales Rohstoffabkommen (für Zucker) mit dem Ziel der Preisstabilisierung und Versorgungssicherung abgeschlossen wurde, dem dann in der Zwischenkriegszeit sowie in den fünfziger und sechziger Jahren weitere folgten. Neu ist aber der weltwirtschaftliche Hintergrund, vor dem es virulent wird: Die bislang nach Dauer und Intensität beispiellose Preishausse, in deren Zeichen die internationalen Rohstoffmarkte von 1972 bis 1974 standen, und der Erfolg des OPEC-Kartells, den Preis für Rohöl 1973/74 vervierfachen zu können, haben in Entwicklungsländern die Vorstellung genährt, auch bei anderen Rohstoffen über größere Anbietermacht zu verfügen, als sie bis vor kurzem selber vermutet hatten. Konsequenterweise wollen sie nicht mehr nur eine Stabilisierung der Rohstoffpreise schlechthin, sondern auch den Preistrend losgelöst von den langfristigen Grenzkosten und der allgemeinen Marktlage nach oben richten, so daß sich zugleich ihre Terms of Trade gegenüber den Industrieländern verbessern. Die Rohstoffpolitik soll letztlich zum Hebel für einen verstärkten - und automatisierten - Ressourcentransfer von Nord nach Süd werden. Das in zahlreichen Deklarationen propagierte Mittel zum Zweck soll, neben der Bildung von Rohstoffkartellen zwischen den Produzentenländern, eine zwischen Erzeuger- und Verbraucherländern zu treffende Vereinbarung über ein allgemeines, alle Rohstoffe umfassendes Programm sein, also die Hinwendung zu weitgehendem Dirigismus im internationalen Rohstoffhandel.
Suggested Citation
Donges, Juergen B., 1976.
"Zur Neuordnung des Rohstoffhandels zwischen Entwicklungs- und Industrieländern,"
Kiel Working Papers
45, Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel).
Handle:
RePEc:zbw:ifwkwp:45
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