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- Scheide, Joachim
- Solveen, Ralph
Abstract
Die Europäische Währungsunion (EWU) soll am 1. Januar 1999 starten. Nicht auszuschließen ist, daß die Kriterien des Maastrichter Vertrags bei der Entscheidung über den Teilnehmerkreis Anfang 1998 großzügig gehandhabt werden und damit die Zahl der Teilnehmer hoch sein wird. Eine strikte Auslegung, wie vielfach versprochen, scheint nicht realisiert zu werden. Denn dann müßten schon jetzt mehrere Länder als ausgeschlossen gelten. Für die Annahme, die Kriterien würden nicht streng eingehalten, spricht nicht zuletzt auch die weitgehende Konvergenz bei den Kapitalmarktzinsen. Der Umtauschmodus der Währungen beim Übergang in die Währungsunion sollte frühzeitig bekanntgegeben werden. Es bietet sich an, dies spätestens bei der Entscheidung über den Teilnehmerkreis zu tun. Die beiden realistischen Möglichkeiten, die bestehenden EWS-Leitkurse zu übernehmen oder die Umtauschkurse nach einem Durchschnittsverfahren zu berechnen, sind im Prinzip ähnlich; die Kurse werden vermutlich auch nicht erheblich voneinander abweichen. Der Vorteil des Leitkursverfahrens besteht darin, daß die Umtauschkurse vorab bekannt sind, während sie sich bei der Alternative erst allmählich herausbilden. Spekulative Attacken sind bei beiden Varianten aussichtslos, sofern die Ankündigung der Regierungen hinsichtlich des Umtauschverfahrens glaubhaft ist. Die Differenzen zwischen den nationalen Geldmarktzinsen können schon vor Beginn der einheitlichen Geldpolitik abgebaut werden, wenn der Teilnehmerkreis feststeht. Deshalb ist es wahrscheinlich, daß es 1998 zu erheblichen Zinssenkungen in den Ländern kommt, die derzeit noch relativ hohe Renditen für Geldmarktanlagen haben. Die Konjunktur in Europa wird dadurch einen nochmaligen Schub erhalten. Die Kosten sind für die Hochzinsländer relativ gering, denn das Risiko einer Abwertung besteht nicht mehr und die Preiswirkungen der expansiveren Geldpolitik werden erst später in der Währungsunion auftreten und damit auf alle Länder verteilt. Mit der insgesamt expansiveren Geldpolitik werden die europäischen Währungen gegenüber Drittwährungen an Wert verlieren. Die langfristigen Zinsen dürften anziehen, denn aller Erfahrung nach ist bei einem solchen Kurs der Geldpolitik mit einem stärkeren Preisauftrieb zu rechnen. Auch wenn nicht zu erwarten ist, daß sich die Inflation massiv beschleunigt, wird sie doch höher sein als von der Deutschen Bundesbank angestrebt. Damit besteht die Gefahr, daß es bereits im Vorfeld der EWU zu Konflikten über den geeigneten geldpolitischen Kurs in Europa kommt. Auf der einen Seite werden diejenigen Regierungen und Zentralbanken stehen, die sich ohnehin eine expansivere Geldpolitik — nicht zuletzt im Hinblick auf die schlechte Arbeitsmarktlage — und einen schwachen Euro wünschen. Auf der anderen Seite werden diejenigen stehen, die versuchen, das Preisniveau stabil zu halten, um der Europäischen Zentralbank nicht die Hypothek zu hinterlassen, schon früh einen restriktiven Kurs einschlagen zu müssen. Der Ausgang dieser Konflikte wird Auskunft darüber geben, wie es um die Stabilität des Euro bestellt sein wird. Das Mißtrauen gegenüber dem Versprechen, die EWU werde eine Stabilitätsgemeinschaft sein, läßt sich nur beseitigen, wenn die Kriterien des Maastrichter Vertrags strikt angewendet werden und die Geldpolitik schon vor Beginn der Währungsunion jede Gefahr einer Beschleunigung des Preisauftriebs vermeidet. Wegen der offensichtlich bestehenden Auffassungsunterschiede und der nach wie vor fehlenden Konvergenz bei den Kriterien erscheint die Verschiebung der EWU immer noch als die beste Lösung.
Suggested Citation
Scheide, Joachim & Solveen, Ralph, 1997.
"Auf dem Weg zum Euro - Szenarien für Zinsen, Wechselkurse und Konjunktur,"
Kiel Discussion Papers
292, Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel).
Handle:
RePEc:zbw:ifwkdp:292
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Cited by:
- Gern, Klaus-Jürgen & Schatz, Klaus-Werner & Scheide, Joachim & Schlie, Markus & Solveen, Ralph, 1997.
"Kräftiger Aufschwung in den Industrieländern,"
Open Access Publications from Kiel Institute for the World Economy
1728, Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel).
- Gern, Klaus-Jürgen & Scheide, Joachim & Schlie, Markus, 1997.
"Aufschwung in den Industrieländern hält trotz Krise in Asien an,"
Open Access Publications from Kiel Institute for the World Economy
1740, Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel).
- Gern, Klaus-Jürgen & Schatz, Klaus-Werner & Scheide, Joachim & Schlie, Markus & Solveen, Ralph, 1997.
"Aufschwung in den Industrieländern verstärkt sich bei expansiver Geldpolitik,"
Open Access Publications from Kiel Institute for the World Economy
1708, Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel).
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