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Abstract
Die Seefrachtenmärkte entwickelten sich 1993 unter dem Einfluß eines Importbooms in der VR China zunächst bedeutend besser als erwartet. Es kam jedoch noch nicht zu einem neuen Aufschwung. Vielmehr setzten sich im Herbst wieder Schwächetendenzen durch. Vor allem die Frachtraten für Großtanker, aber auch für andere Schiffe gerieten stark unter Druck. Ausgenommen von dieser ungünstigen Entwicklung war die Linienschiffahrt. Diese wurde von der allmählichen konjunkturellen Erholung in den Vereinigten Staaten und dem fortgesetzten raschen Wirtschaftswachstum in den kleineren fernöstlichen Ländern gestützt, so daß ihr Ladungsaufkommen weiter stieg. Die Aussichten, daß sich die Seefrachtenmärkte im Verlauf des Jahres 1994 nachhaltig erholen, sind wenig günstig. Die Konjunkturbelebung in den USA, im Fernen Osten und in der EU wird die Massengut- und Tankfahrt kaum stabilisieren können. Die Rohstofftransporte werden bei noch anhaltender Stahlflaute in Europa und Japan vermutlich stagnieren; die Einfuhren von Kesselkohle, die 1993 zurückgegangen sind, werden allerdings wieder zunehmen. Die Getreideverschiffungen werden voraussichtlich auch im Wirtschaftsjahr 1994/95 kaum expandieren; vor allem fehlen die großen Importe der GUS-Länder. In der Trockenladungsfahrt wird das verfügbare Tonnageangebot wieder um etwa 2 vH ausgeweitet werden. Da die Flotte der Großbulkcarrier überdurchschnittlich wächst, wird der Druck auf die Frachtraten für diese Schiffe, aber auch für Panamax-Frachter weiter anhalten. Die kleineren Schiffe dürften wieder in der besten Marktposition sein; die Raten werden allerdings voraussichtlich niedriger sein als im Vorjahr, das für diese Schiffe besonders günstig war. Der Containertrampmarkt bietet bei erneut zunehmendem Angebot kaum mehr als Voraussetzungen für eine fortgesetzte Ratenstabilität. Schwächetendenzen könnten sich bei den Schiffen von etwa 1 600-2 000 TEU Ladefähigkeit ergeben; die besonders im Europaverkehr eingesetzten kleinen Containerschiffe dürften von einer wieder anziehenden Konjunktur in den europäischen Ländern begünstigt werden. In der Kühlschiffahrt wird das Ratenniveau zunächst niedrig bleiben, so daß mit zunehmender Verschrottung alter Schiffe zu rechnen ist. In der Tankschiffahrt wird das Tonnageangebot bei einer geringfügigen Zunahme der Verschiffungen erstmals seit 1988 wieder leicht schrumpfen. Dennoch wird auch 1994 noch im Zeichen des Tonnageüberhangs stehen, der die letzten zwanzig Jahre geprägt und sich eher wieder vergrößert hat. Es wird im ganzen nur wenig Spielraum für einen deutlichen Ratenanstieg geben. Fester dürften jedoch die Märkte der Produkten- und yor allem der größeren Gastanker tendieren. Nachfrage und Auslastung in der Linienfahrt werden wahrscheinlich 1994 von einem kräftigen Anstieg des Handels mit Industriegütern profitieren. Die Aufwärtstrends in den Importverkehren der Vereinigten Staaten und im Verkehr zwischen Europa und Ostasien werden sich fortsetzen, der Japan-Verkehr wird allerdings nur zögernd neue Impulse erhalten. Die Liniendienste von und nach Europa werden voraussichtlich durch den erwarteten Anstieg des Außenhandels der EU-Länder belebt werden. Es dürfte Spielräume für Ratenanhebungen geben, der Wettbewerb wird aber spürbar bleiben.
Suggested Citation
Böhme, Hans, 1994.
"Weltseeverkehr: Die Rezession wirft lange Schatten,"
Kiel Discussion Papers
230, Kiel Institute for the World Economy (IfW Kiel).
Handle:
RePEc:zbw:ifwkdp:230
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