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Es galt lange Zeit als unbestritten, daß Entwicklungsländer ihre beschäftigungs-, wachstums- und zahlungsbilanzpolitischen Probleme am ehesten lösen könnten, wenn die Industrialisierung auf dem Wege der Importsubstiution betrieben wird. Der meist nur geringe Erfolg hat diese Strategie inzwischen jedoch in einem Maße diskreditiert, daß zur Erfüllung entwicklungspolitischer Ziele jetzt vielfach nur eine von Anfang an exportorientierte Industrialisierung geeignet erscheint. Ob dieser radikale Meinungswandel den in Entwicklungsländern vorherrschenden strukturellen Bedingungen Rechnung trägt, ist eine offene Frage. Erfahrungen über die relative Überlegenheit einer von Anfang an exportorientierten Industrialisierungsstrategie, die sich generalisieren lassen, liegen bislang nicht vor. Bei Importsubstitution entzieht sich das Entwicklungsland der durch komparative Kostenvorteile determinierten internationalen Arbeitsteilung. Diese Abkehr braucht jedoch nicht zwingend von Dauer zu sein, wie die Erfahrungen Südkoreas und — mit einigen Einschränkungen — Mexikos lehren. Nur bei einer vordergründig zahlungsbilanzmotivierten Importsubstitution läuft das Land Gefahr, die Chancen für den „spill-over" zu verspielen. Chile ist in dieser Hinsicht ein instruktives Beispiel. Importsubstitution und Exportdiversifizierung sind — von ganz wenigen spezifischen Ausnahmen abgesehen — keine alternativen Industrialisierungsstrategien. Vielmehr spricht vieles für die Vermutung, daß es wenig Sinn hat, eine exportorientierte Industrialisierung zu empfehlen, wenn das Land nicht zuvor eine Phase der Importsubstitution durchlaufen hat. Worauf es ankommt ist, bei der Importsubstitution die gegebenen und mittelfristig erzielbaren komparativen Kostenvorteile im Auge zu behalten und den rechtzeitigen Übergang zur Exportdiversifizierung nicht zu verpassen. Die Einschaltung in die internationale Arbeitsteilung mittels des „spill-over" erscheint entwicklungspolitisch geboten, weil Exportindustrien arbeitsintensiver produzieren müssen, als es Importsubstitutionsindustrien können, und weil sich das bisherige Wachstumstempo eher aufrechterhalten läßt, als es bei einer Fortsetzung der Importsubstitution der Fall wäre.
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