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Kollaborativen Wirtschaftsformen, die auf der Kombination digitaler Technologien und neuen Formen der Zusammenarbeit und des Teilens basieren, wird ein erhebliches disruptives Potenzial zugeschrieben. Obwohl die Idee des gemeinschaftlichen Produzierens und/oder Konsumierens von Gütern eine lange Tradition hat und sich in der Geschichte zahlreiche Beispiele für kollaborative Wirtschaftsformen finden lassen, hat diese Bewegung ausgehend von den ersten Ansätzen zum digitalen Austausch von Musikdateien zwischen Privatpersonen vor ca. 15 Jahren inzwischen weite Kreise gezogen und erstreckt sich nun auch auf hochwertige materielle Güter, wie z. B. Automobile und Immobilien, und auf den Unternehmenssektor. Angesichts der aktuellen Debatte werden kollaborative Wirtschaftsformen in diesem Beitrag aus drei verschiedenen theoretischen Perspektiven (Theorie der Verfügungsrechte, Transaktionskostenansatz, Resource-based View) beleuchtet. Kollaborative Wirtschaftsformen werden an dieser Stelle als Vertragsbeziehungen aufgefasst, die auf den Austausch von materiellen und immateriellen Gütern ausgerichtet sind. Charakteristisches Merkmal dieser Austauschbeziehungen ist, dass die Verfügungsrechte über die betreffenden Güter nicht vollständig auf den Käufer übertragen werden, sondern zumindest teilweise beim Anbieter verbleiben. Dies vermeidet zum einen ökonomische Verwerfungen, die dadurch hervorgerufen werden, dass die Verfügungsrechte an einer Sache komplett auf den Käufer übertragen werden, obwohl dieser nur einen Teil dieser Rechte benötigt. Zum anderen können kollaborative Wirtschaftsformen zur Harmonisierung der Anreize von Verkäufer und Käufer beitragen und erleichtern die Kombination komplementärer Kompetenzen. Infolge der gezielten Aufspaltung von Verfügungsrechten sind kollaborative Wirtschaftsformen durch einen höheren Koordinationsbedarf gekennzeichnet als reine Markttransaktionen. Häufig sind die Transaktionskosten für ihre Realisierung deshalb höher als die Kosten für den pauschalen Erwerb der Verfügungsrechte. Die Effizienz dieser Wirtschaftsformen wird daher stark von Fortschritten in der Informations- und Kommunikationstechnologie beeinflusst. Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass der anhaltende Trend zur Digitalisierung der Produktion und zur Verknüpfung physischer Objekte über das Internet die Kosten für die Realisierung kollaborativer Wirtschaftsformen zukünftig weiter senken wird. Allerdings weisen die theoretischen Ansätze auch auf Risiken hin, die von den beteiligten Parteien zu beachten sind.
Suggested Citation
Gandenberger, Carsten, 2016.
""Divide et Impera?": Theoretische Perspektiven auf die Collaborative Economy,"
Working Papers "Sustainability and Innovation"
S01/2016, Fraunhofer Institute for Systems and Innovation Research (ISI).
Handle:
RePEc:zbw:fisisi:s012016
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