Author
Listed:
- Gröppel-Klein, Andrea
- Germelmann, Claas Christian
- Glaum, Martin
Abstract
Die Europa-Universität Viadrina versteht sich als Brückenuniversität zwischen Polen und Deutschland; seit ihrer Gründung studieren dort polnische und deutsche Studierende gemeinsam. Wie gehen die Studierenden miteinander um, und welche Bedeutung hat die kulturelle Offenheit für die Interaktion in Studium und Freizeit? Wie sehen sich dabei die Studierenden selbst als Gruppe (Selbstbild bzw. Autostereotyp), und wie werden die Studierenden aus dem Nachbarland eingeschätzt (Fremdbild bzw. Heterostereotyp)? Lassen sich kulturell bedingte Differenzen zwischen diesen Eigen- und Fremdbildern feststellen, und haben sich diese Differenzen nach dem Beitritt Polens zur EU im Zuge der europäischen Integration verändert? Diesen Fragen wird in einem Längsschnittsvergleich am Beispiel der Studierenden der Jahrgänge 1997/98 und 2003/04 an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina nachgegangen. Die empirischen Ergebnisse zeigen einige signifikante Unterschiede zwischen Auto- und Heterostereotypen, die sich auf Veränderungen der Ansichten jeweils einer der beiden Studierendengruppen im Zeitablauf zurückführen lassen. Aufbauend auf der Studie von Gröppel-Klein et al. (2003) wird auch die kulturellen Distanz erfaßt, wobei sich in bezug auf die Auto- und Heterostereotypen kein einheitlicher Trend zur kulturellen Annäherung oder Entfernung feststellen läßt. Eine Ausnahme bildet der Stereotyp "Deutsche Studierende" für den es zu einer signifikanten Verstärkung der kulturellen Unterschiede kam. Unabhängig von der kulturellen Distanz kann festgehalten werden, daß das Interaktionsverhalten der Studierenden aus beiden Ländern signifikant durch die kulturelle Offenheit beeinflußt wird, welche damit die Rolle eines Schlüsselfaktors für den Erfolg der Integration polnischer und deutscher Studierender im Wirtschaftsstudium an der Viadrina übernimmt. Signifikante kulturelle Differenzen sind auch im Hinblick auf die Wahl von Studienort und –fach und vor allem in bezug auf die Perspektiven für die Berufswahl festzustellen. Hier sind einerseits die Ansprüche an den ersten Job nach Abschluß des Wirtschaftsstudiums im Jahrgangsvergleich gestiegen, andererseits treten offenbar kulturell bedingte Unterschiede zutage, wenn es um die konkreten Erwartungen geht: Polnische Studierende des Jahrgangs 2003/04 schätzen nichtmonetäre Faktoren wie die gesellschaftliche Nützlichkeit der Tätigkeit als signifikant bedeutsamer ein als ihre deutschen Kommilitonen. Der Prozeß der Europäischen Integration hat somit nicht zu einer generellen Angleichung der kulturellen Unterschiede zwischen polnischen und deutschen Studierenden, die an der Viadrina gemeinsam studieren, geführt. Im Gegenteil kann empfohlen werden, diese Unterschiede gerade in der Einstellung zum Studium und zu den Berufsperspektiven bei der Gestaltung und der werblichen Darstellung der Studienangebote stärker zu berücksichtigen.
Suggested Citation
Gröppel-Klein, Andrea & Germelmann, Claas Christian & Glaum, Martin, 2005.
"Polnische und deutsche Studierende an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Europa-Universität Viadrina: ein Längsschnittsvergleich 1998 - 2004,"
Discussion Papers
244, European University Viadrina Frankfurt (Oder), Department of Business Administration and Economics.
Handle:
RePEc:zbw:euvwdp:244
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