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Zeitverwendung und Lebensqualität in Wien

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  • Wolfgang Fellner
  • Stefan Humer
  • Roman Seidl
  • Thomas Sonnleitner

Abstract

Neue Forschungsergebnisse: Erwerbsarbeit hat eine besondere Relevanz für die Lebensqualität. Die Ergebnisse sprechen eindeutig gegen die in der ökonomischen Theorie übliche Vorstellung, dass Erwerbsarbeit ein notwendiges Übel sei. Wenn die Befragten ihren Lebensunterhalt verdienen müssen wird als häufigster Wert eine gewünschte Erwerbsarbeitszeit von 30 Stunden/Woche angegeben. Die gewünschte Erwerbsarbeitszeit liegt damit deutlich niedriger als die aktuelle Normalarbeitszeit in Österreich. Die häufigste gewünschte Erwerbsarbeitszeit ohne das Erfordernis seinen Lebensunterhalt zu verdienen liegt bei 20 Stunden. Daran wird sichtbar, dass Erwerbsarbeit jenseits der Erzielung eines Einkommens eine wichtige Rolle für die Lebensqualität der Befragten spielt und intrinsische Arbeitsmotivation weit verbreitet ist. Auf die Frage ob für die gewünschte Zeitverwendung viel mehr, mehr, gleich viel oder weniger als das aktuelle Einkommen benötigt wird geben rund 33% der Befragten an, dass sie gleich viel oder weniger Einkommen benötigen. Wenn die Personen dieser Gruppe sich Verringerungen der Erwerbsarbeitszeit wünschen wären diese gegenüber Reallohnsteigerungen zu bevorzugen, da die Reallohnsteigerungen zu keiner Steigerung der Lebensqualität anhand der Zeitverwendung führen würden, Verringerungen der Erwerbsarbeitszeit jedoch schon. Anhand der deutlichen Ergebnisse zu den gewünschten Erwerbsarbeitszeiten lässt sich für eine Verringerung der Normalarbeitszeit auf bis zu 30 Stunden/Woche argumentieren. Anhand der Veränderungswünsche der Aktivitätszeiten konnten deutlich unterscheidbare Gruppen (Cluster) identifiziert werden. Der größte Cluster repräsentiert 51% der Personen und ähnelt sehr stark den Ergebnissen der gesamten Stichprobe. Darüber hinaus wurden drei weitere Cluster beschreiben die deutliche Unterschiede dazu aufweisen. 13% der Befragten gehören zum Cluster der ‘Erwerbsarbeitsverringerer’. Diese haben eine vergleichsweise starke Tendenz zur Verringerung der Erwerbsarbeitszeit und entsprechend ausgeprägteren Ausweitung vieler anderer Aktivitäten. 10% gehören zum Cluster der ‘unzufriedenen Veränderer’. Diese sind durch eine ausgeprägte Tendenz zu starken Umschichtung der aktuellen Zeitverwendung gekennzeichnet. 16% gehören zum Cluster der ‘zufriedenen Beibehalter’. Sie sind durch einen großen Anteil von Personen gekennzeichnet, die für viele Aktivitäten ihre aktuellen Aktivitätszeiten beibehalten wollen. Methoden: Die im Rahmen dieser Studie verwendete Methode ist in vielfacher Hinsicht innovativ. Sie unterscheidet sich von üblichen Erhebungen gewünschter Aktivitätszeiten (z.B.: der Erwerbsarbeistzeit) dadurch, dass Aktivitäten nicht isoliert betrachtet, sondern als Teil eines gesamten Lebensentwurfes (also aller möglichen Aktivitäten) verstanden werden. Dadurch können die Wechselwirkungen und Abtauschbeziehungen zwischen Aktivitäten erfasst und die begrenzte Verfügbarkeit von Zeit berücksichtigt werden. Wien-Bezüge: Es wurde eine nach Geschlechtern, Bezirken und Altersgruppen repräsentative Stichprobe für die Wiener Bevölkerung erhoben und ausgewertet. Darüber hinaus wurde das Stadtgebiet abhängig von der Bevölkerungsdichte in drei Bereiche unterteilt: dicht, durchschnittlich und dünn besiedelte Bezirke. Die Auswertungen der Veränderungswünsche nach der Bevölkerungsdichte ergibt keine wensentlichen Unterschiede.

Suggested Citation

  • Wolfgang Fellner & Stefan Humer & Roman Seidl & Thomas Sonnleitner, 2015. "Zeitverwendung und Lebensqualität in Wien," SRE-Disc sre-disc-2015_05, Institute for Multilevel Governance and Development, Department of Socioeconomics, Vienna University of Economics and Business.
  • Handle: RePEc:wiw:wiwsre:sre-disc-2015_05
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