Westafrika - 1993

Die internationale Staatengemeinschaft beobachtete weiterhin aufmerksam die Bemühungen der einzelnen westafrikanischen Staaten um Demokratisierung und Liberalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft. In Nigeria (12.7.), Togo (25.8.) und Guinea (19.12.) standen sogenannte "Gründungswahlen" (founding elections) an; diese sollten - zumindest formell - über die Einrichtung eines Mehrparteiensystems und die Legitimierung der Regierung durch demokratische Wahlen, den Grundstein der Demokratisierung legen. Diese Demokratisierungsbemühungen waren aber nicht von Erfolg gekrönt. Die herrschenden Diktatoren und deren Klientel saßen noch zu fest im Sattel. Sie dachten nicht daran, ihre Macht mit demokratisch legitimierten Parteien zu teilen. In Togo und Guinea kam es bereits im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen zu so massiven Manipulationen seitens der Regierungen oder der ehemaligen Einheitsparteien, daß sich die Mehrheit der internationalen Wahlbeobachter und ein großer Teil der Oppositon bereits vor den Wahlen zurückzog, um diese nicht noch durch ihre Anwesenheit zu legitimieren (s. Länderberichte zu Guinea und Togo). In Nigeria beteiligten sich alle Kräfte der Opposition gegen die Fortführung der Militärregierung - trotz bekannter Manipulationen seitens der Regierung - an den Präsidentschaftswahlen, die von der Gemeinschaft der internationalen Beobachter als "im großen und ganzen frei und fair" beurteilt wurden. Hier annullierten die Militärs jedoch nachträglich das Wahlergebnis, weil der offensichtlich erfolgreiche Kandidat (M. Abiola) nicht ihren Vorstellungen entsprach (s. Nigeria). Nur im Niger verliefen die Parlaments- und Präsidentschaftswahlen (14.2. u. 27.3.) gemäß liberal-demokratischen Regeln.