Der konjunkturelle Hintergrund der Geldpolitik

Zusammenfassung Bei einer rückschauenden Betrachtung über einen längeren Zeitraum — hier handelt es sich um das Vierteljahrhundert seit dem Bestehen der Zweiten österreichischen Republik — ist man versucht, den Wirtschaftsablauf und die zu seiner Steuerung gesetzten Aktionen nach heutigen Kriterien zu beurteilen. Seit einigen Jahren konzentriert sich das Streben der für die Wirtschaftspolitik Verantwortlichen immer mehr auf die Erzielung eines maximalen Wachstums des Sozialprodukts und dessen gerechter Verteilung (soziale Symmetrie) bei Aufrechterhaltung einer relativen Stabilität. Relativ heißt in dem Fall, daß man sich zufrieden gibt, wenn die als unvermeidlich akzeptierte säkuläre Inflation nicht stärker ist als jene der wichtigsten außenwirtschaftlichen Partner und somit die Zahlungsbilanz nicht gefährdet erscheint. Untersucht man die Gründe der sich beschleunigenden weltweiten Inflation der letzten Jahre, so zeigt sich, daß in den meisten Ländern in entscheidenden Zeitpunkten das Streben nach Wachstumsmaximierung die Maßnahmen stärker beeinflußt hat als die Sorge um die Stabilität. Es war aber nicht immer so. Der Begriff Wachstum selbst tauchte erst zu Beginn der sechziger Jahre in der wirtschaftspolitischen Diskussion auf. Vorher standen in Österreich in wechselnder Reihenfolge jeweils andere Ziele im Vordergrund, wobei es sich stets darum handelte, die am drückendsten empfundenen Mängel vorrangig zu beseitigen: Wiederaufbau, Vollbeschäftigung, Förderung des Exports zur Beschaffung der Devisen für vordringliche Einfuhrerfordernisse, Stabilisierung unter Inkaufnahme erheblicher Wachstumsverluste, Ausbau der sozialen Sicherheit usw.