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Zusammenfassung Es ist ein Haus mit einem Spitznamen: London Nr. 1, weil es im frühen 19. Jahrhundert, bevor die Kapitale ihre heutigen Dimensionen erreichte, das erste Gebäude war, an dem Reisende vorbeikamen, nachdem sie die Mautschranke in Knightsbridge hinter sich gelassen hatten. Wer allerdings einen Brief dorthin adressieren will, dem wird geraten, die offizielle Anschrift Piccadilly 149 auf dem Umschlag zu notieren, um den Postboten nicht zu verwirren. 1807 erwarb die Stadtvilla am Rande von Hyde Park Richard Wellesley, 1st Marquess Wellesley. Zehn Jahre später zwangen ihn finanzielle Nöte zum Verkauf an seinen ungleich bekannteren jüngeren Bruder, Arthur Wellesley, der ein Domizil in London suchte, um in Westminster eine politische Karriere anzustreben (Nutt 2005). Der Offizier Arthur Wellesley war längst eine nationale Ikone und auch auf dem Kontinent eine berühmte Persönlichkeit, weil er über Jahre als Nemesis Napoleon Bonapartes half, Europa vor der Unterjochung durch den Kaiser der Franzosen zu bewahren. Der Status als gefeierter Held war ihm nicht mehr zu nehmen, seit ihm seine Landsleute den Sieg im Jahr 1815 bei Waterloo zuschreiben. Zuvor hatte er für seine militärischen Erfolge auf der spanischen Peninsula von König George III. den Titel des Herzogs von Wellington erhalten. Zwei Jahrhunderte später hat Charles Wellesley, der 9. Herzog von Wellington, mit seiner Familie noch immer Anrecht auf die Wohnräume im zweiten Stock von Apsely House mit Blick auf den Park. Ein Apartment in historischer Immobilie der besten Lage mit kurzem Weg zum Buckingham Palast und unweit der königlichen Residenz von Kensington gilt als Attribut von Status und Luxus. Doch wer nach dem reichen Adel im Land sucht, der hält sich mit den Wellesleys nicht auf. Im Besitz der Earls of Cadogan ist seit drei Jahrhunderten der größte Teil der exklusiven Stadtbezirke Knightsbridge und Chelsea. Beachtliche 3000 Wohnungen, 200 Häuser, 300 Geschäfte, 46.000 Quadratmeter Bürofläche und über 60.000 Quadratmeter Gärten umfasst der Cadogan Estate genannte Immobilienkonzern (Scully und Howard 2021). Übertroffen werden die Cadogans in London nur von der Familie Grosvenor, den Herzögen von Westminster, die 1677 die 200 Hektar des Hofguts Ebury übernahmen. Ein Glücksgriff, wie sich in den folgenden Jahrhunderten zeigte, als auf den Ländereien die exklusiven Stadtteile Belgravia, Mayfair und Pimlico emporwuchsen (Partridge 2021). Zum Immobilienimperium der Herzöge von Westminster gehört auch der Grosvenor Platz, eine exzellente Adresse, an der für Jahrzehnte sowohl die amerikanische als auch die kanadische Botschaft in eindrucksvollen Residenzen beheimatet waren. Außerhalb Londons liegt der Grundbesitz zu 17 Prozent in den Händen von Bänkern und Oligarchen, 18 Prozent wird von Unternehmen kontrolliert, aber rund 30 Prozent gehören immer noch zum Portfolio adeliger Familien (Wright 2019). Den bedeutendsten Anteil daran haben die Herren von Boughton House, eine im Stil französischer Chateaus nahe Kettering in Northamptonshire erbaute Residenz inmitten eines 4500 Hektar großen Parks. In dieser Anlage, von Kunsthistorikern als Versailles Englands bezeichnet, residiert Richard Scott, 10. Herzog von Buccleuch, ein schottischer Aristokrat, der von einem illegitimen Sohn König Charles II. abstammt und bis vor 15 Jahren die Nummer eins unter den Landbesitzern war. Damals begannen die Buccleuchs, sich von einem großen Teil ihres Landbesitzes zu trennen, weil sie ihre schottischen Besitzungen bedroht sahen von Plänen der Nationalisten in der Regionalregierung in Edinburgh, Land aus dem Portfolio von Großgrundbesitzern den Kommunen zu übereignen. Nach dem Verkauf von 17.000 Hektar in Schottland verbleiben dem Herzog in den Highlands und Lowlands noch 75.000 Hektar im Portfolio. Seit die Familie Buccleuch auch in den englischen Midlands Käufer für 4500 Hektar gefunden hat, gilt nunmehr der dänische Milliardär und Modedesigner Anders Holch Povlsen, der in nur 16 Jahren Ländereien im Umfang von 93.000 Hektar erwarb, als größter Landbesitzer des Vereinigten Königreichs (Dickie 2021).
Suggested Citation
Christian Schnee, 2022.
"House of Lords – „Ich bin mir nicht sicher, warum ich hier bin“,"
Springer Books, in: Das Vereinigte Königreich, chapter 9, pages 179-193,
Springer.
Handle:
RePEc:spr:sprchp:978-3-658-37388-7_9
DOI: 10.1007/978-3-658-37388-7_9
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