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Wortgefechte und Rufduelle – Von ehrenwerten Mitgliedern

In: Das Vereinigte Königreich

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  • Christian Schnee

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Zusammenfassung Ein Gaukler bei Hofe, der seine Worte sorgfältig wählte, verglich ihn mit Jesus. Wie jener sei auch Henry III. am Tag seiner Geburt bereits so weise und umsichtig gewesen wie im Verlauf seines Lebens. Der Sohn Gottes brauchte nichts hinzuzulernen, der König aus der Familie der Plantagenet hingegen, da sind sich Historiker sicher, konnte und wollte im Verlauf der folgenden Jahrzehnte nicht hinzulernen und – das war noch bedenklicher – zog aus seinen Fehlern immer wieder die falschen Schlüsse. Sein Ziel war eine glorreiche Herrschaft und absolute Macht. Diesen ehrgeizigen Anspruch seiner Regentschaft ließ Henry III. in Stein meißeln mit dem Neubau der Westminster Abbey, mit dem er vor allem den Ruhm seines Königtums zelebrieren wollte und erst danach den ursprünglichen Bauherren, Edward den Bekenner, zu ehren gedachte. Es war die Zeit, als die Gesalbten auf dem Thron sich für Auserwählte Gottes hielten, ausgestattet mit so viel himmlischer Kraft, dass sie mit dem bloßen Auflegen ihrer Hände Krankheiten der Untertanen heilen konnten. Das war die monarchische Tradition, in der Henry aufgewachsen war und die Zukunft, die er für sich sah. Dabei entgingen ihm drei wichtige Details, die dieser Geschichte eine dramatische Wendung geben sollten. Zunächst fehlte ihm – und das unterschied diesen König von seinen Vorgängern – für die Herrschaft in England die Machtbasis in Frankreich, nachdem sein Vater, der glücklose John Ohneland, die Normandie, Anjou und Aquitanien bis auf die Region Gascogne an das Königreich Frankreich verloren hatte. Daraufhin zwangen die aufgebrachten Barone Englands König John im Jahr 1215, sie künftig vor Entscheidungen zu konsultieren. Die Verbriefung dieser Kapitulation, die als Magna Charta in die Geschichtsbücher einging, band nun auch seinen Nachfolger (Daugherty 1998). Schließlich, und dies sollte das dritte Hindernis sein auf Henry III. Weg zur absoluten Macht, gab es eine wachsende Zahl wacher und gebildeter Bürger, die in florierenden Marktstädten als Händler zu Wohlstand kamen, in Domschulen das Lesen und Schreiben erlernten oder in Cambridge und Oxford Logik, Mathematik und Philosophie studierten. Es war der spätmittelalterliche Beginn einer Bürgergesellschaft, die Fragen stellte und zu wissen verlangte, wie es etwa sein könne, dass die militärischen Abenteuer Henrys auf dem Kontinent – er hatte versucht, eine Armee aufzustellen, um seinen Sohn Edmund im Kampf um die Krone Siziliens gegen Manfred von Hohenstaufen zu unterstützen – den Staat in den finanziellen Ruin trieben. Gedrängt von seinen Baronen, denen die Geduld ausging, musste der Monarch in Oxford unterschreiben, künftig sorgfältiger mit den Ressourcen seiner Untertanen umzugehen. Andernfalls würden sie zusammenkommen und gemeinsam die Leitung der Staatsgeschäfte übernehmen (Carpenter 2021). Der Schwager des Königs, der so herrische wie furchtlose Draufgänger Simon de Montfort, führte die Opposition an und als sich am Hof des Plantagenet keine Besserung einstellte, kam es zur Konfrontation. Im Mai 1264 besiegten die Rebellen die königliche Armee in der Schlacht bei Lewes südöstlich von London. Jetzt versammelten sich Henrys Gegner, wie seinerzeit in Oxford beschlossen, um über die Zukunft Englands zu entscheiden. Aber nicht nur die Barone und geistlichen Würdenträger erwartete de Montfort im Januar 1265 in London, auch jeweils zwei Bürger aus York, Lincoln und anderen ausgewählten Städten waren eingeladen, an dem Parlament teilzunehmen. Der Begriff stammt von dem französischen Wort für reden – parler – ab und bedeutet nichts weiter als eine Versammlung, in der gesprochen wird. Es war nicht die erste Zusammenkunft dieser Art, aber das erste Mal, dass gewöhnliche Bürger neben geistlicher und weltlicher Aristokratie saßen. Diesen war bei dem Gedanken, mit einfachen Leuten ihren neu gewonnenen Einfluss teilen zu müssen, derart unwohl, dass de Montforts Parlament sich schon bald wieder auflöste und ein kurzes historisches Zwischenspiel blieb. Für den Rebellen de Montfort endete das Experiment mittelalterlichen Parlamentarismus tödlich, als Edward, der älteste Sohn Henry III., Rache nahm für den Vater in der Schlacht von Evesham in der Grafschaft Worcestershire. Was blieb war die Idee des Parlamentarismus als Mittel zur Einhegung königlicher Macht (Maddicott 1996).

Suggested Citation

  • Christian Schnee, 2022. "Wortgefechte und Rufduelle – Von ehrenwerten Mitgliedern," Springer Books, in: Das Vereinigte Königreich, chapter 8, pages 165-178, Springer.
  • Handle: RePEc:spr:sprchp:978-3-658-37388-7_8
    DOI: 10.1007/978-3-658-37388-7_8
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