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Zusammenfassung Die erste Wettervorhersage war ein Wendepunkt der Weltgeschichte. Über jene meteorologische Prognose beugten sich seinerzeit die Leser der Tageszeitung The Times in der Ausgabe vom ersten August 1861: Im Norden gutes Wetter bei leichtem Westwind, im Süden eine frische Brise ebenfalls aus westlicher Richtung. Solche Formulierungen, wenn auch für heutige Ansprüche enttäuschend vage, würden schon bald das Leben von ungezählten Seeleuten retten. Die Idee, die Seefahrer vor der britischen Küste vor nahendem Sturm zu warnen, stammte von Robert FitzRoy, dem Kapitän des Segelschiffes Beagle, auf dem er den Forscher Charles Darwin nach Südamerika gebracht hatte, um die Evolution zu entdecken. FitzRoy nutzte die Gelegenheit, sich mit den Wetterphänomenen am Kap Horn und der Küste der Tierra del Fuego zu beschäftigen. Als im Oktober 1859 die Royal Charter, ein Dampfschiff auf dem Rückweg von Australien nach Liverpool, von den gewaltigen Böen eines Sturms in der Irischen See auf die Klippen vor der Küste von Anglesey geschleudert wurde und 400 Menschen starben, schrieb FitzRoy einen Brief an The Times. Darin erläuterte er, wie mit Telegrafen, damals eine neue Technologie, Schlechtwetterfronten gemeldet werden konnten, bevor sie die Seefahrtwege vor der Küste erreichten. Würden die Informationen der Telegraphenstationen in einem Bericht zusammengefasst und veröffentlicht, könnte das Schiffe und Leben retten (Gribbin und Gribbin 2004) 1861 folgte die Admiralität FitzRoys Vorschlägen und richtete den ersten Wetterdienst ein, der Karten erstellte mit Daten von Barometern, die im ganzen Land aufgestellt worden waren. Wurde ein aufziehender Sturm gemeldet, zündeten die Küstenwachen Leuchtfeuer an und warnten die Schiffe in der Region. Bis dahin hatten Versuche, das Wetter vorherzusagen, auf folkloristischer Interpretation der Himmelsfarbe, Glaube an Sternbilder und die Beobachtung des Lerchenflugs beruht (Macintyre 2021). Dass der erste systematische Wetterdienst mit wissenschaftlichem Anspruch seinen Ursprung ausgerechnet auf einer Insel in Nordeuropa hatte, ist keine Überraschung. Nichts ist so englisch wie das Gespräch über das Wetter, das dort mehrmals am Tag wechselt und Hoffnung auf Besserung immer wieder enttäuscht. Aber nicht das unstete Wetter erklärt Erfindungen und Innovationen, die das England des 18. Jahrhunderts zum Ursprungsort technischen Fortschritts und zum Herzland der industriellen Revolution machten. Diese Dynamik hat mit der Neigung zum Experimentieren und den vielen Tüftlern zu tun, die sich praktischen Erfindungen verschrieben mit dem Ziel, das Leben der Menschen zu verbessern. Originelles Denken, wissenschaftliche Autodidaktik, Ausdauer und Geduld waren und sind die Eigenschaften derjenigen, die seit 1754 in die Königliche Gesellschaft der Künste berufen wurden. Aber nicht etwa ihrer Affinität zu den Bildenden Künsten wegen, wie es der Name der Vereinigung suggeriert hätte, wurden Edmund Burke, Adam Smith und Benjamin Franklin, Charles Dickens, William Wilberforce, Karl Marx oder Marie Curie Mitglieder. Bei den Treffen der Königlichen Vereinigung der Künste ging es vielmehr um den Austausch zwischen denen, deren Interesse der angewandten Wissenschaft galt, gepaart mit einer philanthropischen Mission. Sie entwickelten Pläne für moderne Luftventilation in feuchten viktorianischen Gefängnissen, erdachten Vorrichtungen zur Reduktion des Qualmes aus Dampfmaschinen, stellten ein Gerät zur Erkennung von Falschgeld vor und wollten mit einer mechanischen Reinigungsvorrichtung für Kamine die gefährliche Kinderarbeit in den Schloten beenden (Khan 2016).
Suggested Citation
Christian Schnee, 2022.
"Konstruierte Erinnerung – Wie britisch ist Chicken Tikka Masala?,"
Springer Books, in: Das Vereinigte Königreich, chapter 5, pages 115-133,
Springer.
Handle:
RePEc:spr:sprchp:978-3-658-37388-7_5
DOI: 10.1007/978-3-658-37388-7_5
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