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Zusammenfassung James Graham hat sich einen Namen gemacht als Autor von Theaterstücken, die ein Schlaglicht auf Wendepunkte der britischen Politik werfen. Das Bühnenstück „Labour of love“ zeichnet die ideologische Achterbahnfahrt der Labour-Partei seit den frühen 1980er-Jahren nach. Seinerzeit versprach ein zotteliger, weißhaariger Intellektueller mit einem dicken Brillengestell und einer Vorliebe für unförmige Dufflecoats seinen Landsleuten Sozialismus, Pazifismus, bedingungslose Verschrottung britischer Nuklearwaffen und warb zudem für den Austritt des Landes aus der Europäischen Gemeinschaft. Wie wenig Sympathie die Klientel der Labour Partei für Michael Foots pazifistische und sozialistische Töne hatte, war nicht zu übersehen, als die Partei bei den Wahlen 1983 zehn Prozent ihrer Wähler ausgerechnet an Margaret Thatcher verlor, die Kämpferin gegen Gewerkschaftsmacht und Siegerin des Falklandkrieges gegen Argentinien (Morgan 2008). Elf Jahre später übernahm ein Mitvierziger mit einnehmendem Lächeln, einer Vergangenheit als Rocksänger und Studienabschluss von Oxford die Führung. Aus Labour wurde „New Labour“, als der smarte Rechtsanwalt Tony Blair Frieden schloss mit dem Industrieverband, Streitkräfte als Mittel der Politik für Kampfeinsätze nach Afghanistan, Sierra Leone, in den Irak und ins Kosovo schickte, die Banken deregulierte und die verblüffte Öffentlichkeit wissen ließ, die Parteiführung habe kein Problem damit, wenn Menschen „stinkreich“ würden. Blairs Kalkulation, mit dieser Rhetorik und einer marktfreundlichen Politik den Konservativen die Stimmen des Mittelstandes streitig zu machen, ging auf und er gewann die Wahlen 1997, 2001 und 2005, eine einmalige Bilanz für die Labour Partei (Bower 2016). Die Arbeiterschaft hatte an Wahltagen keine Alternative zu Labour, fühlte sich aber zunehmend verraten von dem smarten Blair, der Unternehmer hofierte, sich mit Celebrities umgab und mal in Silvio Berlusconis Villa auf Sardinien, mal auf dem Anwesen des Sängers Sir Cliff Richard auf Barbados urlaubte (Moseley 2017; Ford und Sobolewska 2020). Zu Beginn seiner Regierungszeit lag die Zufriedenheit mit Labour im Arbeitermilieu bei 89 Prozent, als Blair aus 10 Downing Street 2007 auszog, war fast die Hälfte der traditionellen Klientel der Ansicht, ihre Anliegen fänden in der Parteiführung kein Gehör (Evans und Tilley 2017, S. 133–135).
Suggested Citation
Christian Schnee, 2022.
"Labour – Marks & Spencer statt Marx und Engels,"
Springer Books, in: Das Vereinigte Königreich, chapter 16, pages 329-343,
Springer.
Handle:
RePEc:spr:sprchp:978-3-658-37388-7_16
DOI: 10.1007/978-3-658-37388-7_16
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