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Abstract
Zusammenfassung Für die Akteure am Kapitalmarkt ist eine rechtsnormkonforme und aussagekräftige Rechnungslegung als maßgebliche Entscheidungsgrundlage für Investitions- und Desinvestitionsentscheidungen unerlässlich. Bilanzskandale – nicht erst seit Wirecard – erschüttern jedoch immer wieder das Vertrauen in Rechnungslegungsinformationen und führen infolgedessen zu erheblichen Vermögens- und Reputationsschäden für die betroffenen Unternehmen und den Kapitalmarkt insgesamt. Der durch den Wirecard-Bilanzskandal anrichtete finanzielle Schaden von insgesamt über 20 Mrd. € für Anteilseigner und Fremdkapitalgeber ist beachtlich – ganz zu schweigen von den Kollateralschäden. Daher stellt sich in diesem Kapitel die Forschungsfrage, ob und inwieweit aus einer Ex-ante-Sicht der Einsatz von einschlägigen (forensischen) mathematisch-statistischen Methoden zur Identifikation von Auffälligkeiten bzw. Anomalien geeignet wäre, um Wirecard jedenfalls indikativ der (exzessiven) Bilanzpolitik respektive -manipulation der Konzern-Rechnungslegungsdaten der Geschäftsjahre 2015 bis 2018 zu überführen. Dieser Forschungsansatz ist insofern ein Novum und daher auch von wissenschaftlicher und praktischer Relevanz, als erstmals – soweit ersichtlich – ein deutsches Finanztechnologieunternehmen im Zentrum der Analyse doloser Handlungen steht. Da jedoch die angewandten Methoden bzw. Modellspezifikationen vornehmlich aus einer Zeit herrühren, in der Industrieunternehmen mit einer hohen Intensität des Sachanlagevermögens dominierten, ist zu beurteilen, ob sie überhaupt in der Lage sind, um bei Finanztechnologieunternehmen, deren Marktwert vornehmlich durch immaterielle Vermögenswerte geprägt ist, auffällige Muster im zu analysierenden Datenmaterial zu lokalisieren. Trotz facettenreicher Publikationen zum Wirecard-Bilanzskandal liegen keine Untersuchungen zur hier adressierten Forschungsfrage vor. Insofern bietet Wirecard nach wie vor ein interessantes Feld für die empirische Rechnungslegungsforschung, die keineswegs auf rein deskriptiver Ebene stehenbleibt. Daher ist das Ziel in diesem Kapitel, die (überschaubare) Rechnungslegungsliteratur zur Causa Wirecard um erste empirische Erkenntnisse zu ergänzen. Die Befunde unserer Untersuchungen können (und sollen) einen Anlass für weitergehende Diskussionen und Forschungsarbeiten hinsichtlich der Aktualität und Relevanz der angewandten Methoden bei Finanztechnologieunternehmen geben. Sie können zudem Hinweise liefern, die eine evidenzbasierte Regulierung der Finanztechnologiebrache unterstützen.
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