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Zusammenfassung Gegen Ende des Ersten Weltkriegs, am 8. Januar 1918, hielt der damalige amerikanische Präsident Woodrow Wilson eine Rede vor beiden Häusern des US-Kongresses, in der er die Grundzüge einer Friedensordnung für die Zeit nach dem Ende des Kriegs vorstellte. Gegenstand der Rede war das sogenannte 14-Punkte-Programm. Herausragende Bedeutung gewannen zwei Vorschläge: Zum einen sollte mit der Gründung eines Völkerbundes („League of Nations“) eine Institution ins Leben gerufen werden, welche die politische Unabhängigkeit und die territoriale Unverletzbarkeit der kleinen wie der großen Staaten gewährleisten sollte, zum anderen sollte auf dem Parkett der internationalen Politik ein Prinzip Geltung finden, dessen Missachtung in der Vergangenheit schon oft zu diplomatischen Spannungen und kriegerischen Auseinandersetzungen geführt hatte: das Prinzip der Selbstbestimmung der Völker (Schambeck 1993, S. 436–440). Bekanntlich bildet der 1920 gegründete und 1946 aufgelöste Völkerbund die Vorläuferorganisation der (im Jahr 1945 gegründeten) Vereinten Nationen, die gegenwärtig 193 Nationen unter ihrem Dach versammeln, und das Prinzip der Selbstbestimmung prägte das 20. und möglicherweise auch 21. Jahrhundert stärker als zahlreiche andere Grundsätze. Wilson verfolgte das Konzept einer neuen Weltordnung, welches an die Stelle der gerade im 19. Jahrhundert dominierenden Idee des „Mächtegleichgewichts“ die Selbstbestimmung der Völker rückte. Allen wie auch immer konstituierten Nationen müsse ein Staat gegeben werden, dessen zentrales Merkmal die Autonomie sei. Auf der Basis von Autonomie könnten die Völker ihrem Willen Ausdruck verleihen, ihre nationale Einheit und Unabhängigkeit erlangen und dadurch den Anreiz verlieren, eine aggressive und selbstsüchtige Politik zu betreiben. Das Ziel: „to make the world safe for democracy“, könne nur durch das Prinzip der Selbstbestimmung erreicht werden (Kissinger 2014, S. 289–304).
Suggested Citation
Harald Bergbauer & Gerald Mann, 2021.
"Einleitung,"
Springer Books, in: Harald Bergbauer & Gerald Mann (ed.), Neugestaltung der Staatenwelt im 21. Jahrhundert, chapter 1, pages 1-5,
Springer.
Handle:
RePEc:spr:sprchp:978-3-658-30854-4_1
DOI: 10.1007/978-3-658-30854-4_1
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