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Die wirtschaftliche Entwicklung im Inland: Corona-Pandemie verhindert weiterhin die Normalisierung

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  • Schmidt, Torsten
  • Barabas, György
  • Blagov, Boris
  • Isaak, Niklas
  • Jessen, Robin
  • Jäger, Philipp
  • Micheli, Martin
  • Schacht, Philip

Abstract

Die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland erholt sich aktuell von dem tiefen Einbruch während des Shutdowns, der zur Eingrenzung der Corona-Pandemie von Mitte März bis Mitte Mai verhängt wurde. Insgesamt ging das BIP im zweiten Quartal um 9,7% gegenüber dem Vorquartal zurück. Zu dem Rückgang trugen nahezu alle Verwendungskomponenten bei. Lediglich die Konsumausgaben des Staates und die Bauinvestitionen wurden im zweiten Quartal ausgeweitet. Für die konjunkturelle Dynamik ist dabei entscheidend, wie schnell die Folgen des Shutdowns in den einzelnen Bereichen der Wirtschaft überwunden werden können und in welchem Maße sie nachwirken. Die weitere wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland wird ebenfalls stark von dem Verlauf der Covid-19-Pandemie abhängen. Unter der Annahme, dass die Infektionszahlen im Winter wieder etwas ansteigen, dürfte es lokal begrenzt zu erneuten Einschränkungen des Wirtschaftsgeschehens kommen. Dies wird die wirtschaftliche Entwicklung insbesondere im Winterhalbjahr belasten. Im Frühjahr dürften diese Effekte dann wieder abnehmen. Zu einem nachhaltigen Anstieg der Wirtschaftsaktivität wird es aber erst kommen, wenn die Ansteckungsraten deutlich gesenkt werden, etwa weil ein Impfstoff zur Verfügung steht oder es auf andere Weise gelingt, Infektionsketten frühzeitig zu durchbrechen, z.B. durch den massenweisen Einsatz von Schnelltests. Wir erwarten für dieses Jahr einen Rückgang des BIP von 4,7%. Damit revidieren wir unsere Prognose vom Juni um 1,1%-Punkte nach oben. Der Hauptgrund der Revision ist, dass der Einbruch im zweiten Quartal weniger stark war, als wir dies in der Juni-Prognose erwartet hatten. Allerdings gehen wir nun auch von einer etwas schwächeren Erholung im zweiten Halbjahr aus. Im kommenden Jahr dürfte sich die Normalisierung der Wirtschaftsaktivität fortsetzen. Im Jahresdurschnitt erwarten wir einen Anstieg des BIP um 4,5%. Bei dieser Prognose dürfte die Produktion das Vorkrisenniveau erst Ende 2021 wieder erreichen. Danach wird sich der Produktionsanstieg wohl auf 2,3% verlangsamen. Im Jahresverlauf erwarten wir für 2022 eine Rate von 1,1%, die nur noch leicht über dem Potenzialwachstum liegt. Die Lage am Arbeitsmarkt dürfte vorerst angespannt bleiben. Die Arbeitslosenquote, die im ersten Halbjahr 2020 auf 5,4% gestiegen ist, dürfte sich auch in der zweiten Jahreshälfte weiter erhöhen. Dazu dürfte beitragen, dass krisenbedingte Insolvenzen zum Jahresende zunehmen werden. In den kommenden beiden Jahren wird sich der Arbeitsmarkt voraussichtlich langsam erholen. Die Finanzpolitik dürfte im kommenden Jahr weiter expansiv ausgerichtet bleiben. Dadurch entstehen über den gesamten Prognosezeitraum defizitäre Finanzierungssalden. Damit steigt die Schuldenstandsquote in 2020 wohl auf über 70% an. In den Folgejahren fällt sie aufgrund des geringeren negativen Finanzierungssaldos und der raschen Erholung der Gesamtwirtschaft. 2022 wird die Schuldenstandsquote voraussichtlich wieder unter 70% liegen.

Suggested Citation

  • Schmidt, Torsten & Barabas, György & Blagov, Boris & Isaak, Niklas & Jessen, Robin & Jäger, Philipp & Micheli, Martin & Schacht, Philip, 2020. "Die wirtschaftliche Entwicklung im Inland: Corona-Pandemie verhindert weiterhin die Normalisierung," RWI Konjunkturberichte, RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, vol. 71(3), pages 37-71.
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    Cited by:

    1. Marius Clemens & Simon Junker & Claus Michelsen, 2020. "Konjunkturelle Effekte der finanzpolitischen Maßnahmen des Konjunkturprogramms: Endbericht; Kurzexpertise im Auftrag des Bundesfinanzministeriums (fe 3/19)," DIW Berlin: Politikberatung kompakt, DIW Berlin, German Institute for Economic Research, volume 127, number pbk156.
    2. Döhrn, Roland, 2020. "Die Lage am Stahlmarkt - akute Corona-Krise überwunden, strukturelle Probleme bleiben," RWI Konjunkturberichte, RWI - Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung, vol. 71(3), pages 73-84.

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