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Mittel- und langfristige Wachstumsprojektionen für Ostdeutschland

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  • Ludwig, Udo

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In jüngster Zeit attestieren einige Forschungsergebnisse dem Osten Deutschlands nicht nur seine „Qualität“ als wirtschaftlich abgehängte Region von Wachstum und Wohlstand, sondern bereits den „langsamen Tod“. Häufig wird in diesem Zusammenhang auf die Strukturschwä-chen der ostdeutschen Wirtschaft verwiesen, die von De-Industrialisierung über fehlende Konzernzentralen bis hin zu Rückgang und Vergreisung der Bevölkerung reichen. Dieser Bei-trag geht davon aus, daß die wirtschaftliche Entwicklung einer Region nicht allein von der Quantität und Qualität der Ausstattung des jeweiligen Wirtschaftsraums mit Produktionsfak-toren abhängt, sondern zugleich von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der übergeord-neten Ebene, der nationalen Volkswirtschaft, determiniert wird. Dazu bedient er sich eines Forschungsansatzes, in dem der regionale Faktorinput aus Datengründen auf die Bevölkerung (Arbeitsangebot) und ihre Dynamik reduziert und der Produktionsoutput auf die Wertschöp-fung in der Region konzentriert wird. Zudem wird wegen der Kürze des Stützzeitraums für die Untersuchung (1995 bis 2005) ein panelökonometrischer Ansatz gewählt, der neben den Längsschnittdaten mittels der Konstruktion von Raumklassen deren Querschnittsdimension berücksichtigt. Dazu werden die 97 Raumordnungsregionen in Deutschland zu vier Wachs-tumsklassen gruppiert: je eine wachstumsstarke und eine wachstumsschwache Raumklasse sowie zwei mittlere Raumklassen. Zu den beiden wachstumsstärkeren Raumklassen gehören auch bis zu neun Raumordnungsregionen in Mitteldeutschland und im Land Brandenburg. Die Parameter der Schätzgleichungen zeigen die erwarteten Vorzeichen. Danach erhöhen so-wohl ein Anstieg der Produktion in Deutschland als auch eine Zunahme der regionalen Be-völkerung die regionale Wertschöpfung. Bei rückläufiger Einwohnerzahl wird die Wirt-schaftsleistung in den Regionen gebremst. Der Einfluß der gesamtwirtschaftlichen Produktion auf nationaler Ebene ist in der oberen Wachstumsklasse am stärksten, in der unteren am schwächsten. Genau umgekehrt wirkt sich die vorangegangene Entwicklung in der Region aus. Ihr Einfluß ist am stärksten in der wachstumsschwachen Raumklasse. Hauptergebnis der Untersuchung ist: Das Wirtschaftswachstum in einer Region wird sich auch bei schrumpfen-der Bevölkerung fortsetzen. Die mit der demographischen Entwicklung verbundene Alterung der Gesellschaft wird in Deutschland bis zum Jahr 2020 nur wenig auf Wachstum und Be-schäftigung durchschlagen. Allerdings wird sich die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland nach dem Jahr 2020 verringern. Zugleich wird sich das wirtschaftliche Gefälle zwischen den Regionen nicht einebnen. Die wachstumsstarken Regionen in den alten Bundes-ländern werden auch bei abnehmender gesamtwirtschaftlicher Expansion überdurchschnittli-che Produktionszuwächse erzielen. Dies gilt auch für einige Raumordnungsregionen im Land Brandenburg und in Mitteldeutschland. Dagegen werden die Produktionszuwächse in den wachstumsschwachen Regionen im Norden, in der Mitte und im Osten Deutschlands hinter dem Durchschnitt zurückbleiben. Insgesamt geht die Divergenz beim Wachstumstempo der Produktion zwischen dem Osten und dem Westen Deutschlands mit Bevölkerungsentwick-lungen einher, die einer Vergrößerung des Abstands in der Pro-Kopf-Produktion entgegen-wirken.

Suggested Citation

  • Ludwig, Udo, 2007. "Mittel- und langfristige Wachstumsprojektionen für Ostdeutschland," Wirtschaft im Wandel, Halle Institute for Economic Research (IWH), vol. 13(6), pages 210-218.
  • Handle: RePEc:zbw:iwhwiw:iwh-6-07-8
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    Cited by:

    1. Sebastian Döll & Wolfgang Nagl & Joachim Ragnitz & Christian Thater, 2009. "Mittelfristige Einkommensentwicklung in Sachsen," ifo Dresden Studien, ifo Institute - Leibniz Institute for Economic Research at the University of Munich, number 48, May.
    2. Sebastian Döll & Christian Thater, 2009. "Wirtschaftliche Entwicklung in Sachsen und seinen Regionen bis zum Jahr 2020," ifo Dresden berichtet, ifo Institute - Leibniz Institute for Economic Research at the University of Munich, vol. 16(02), pages 24-35, April.
    3. Holtemöller, Oliver & Irrek, Maike & Schultz, Birgit, 2012. "A Federal Long-run Projection Model for Germany," IWH Discussion Papers 11/2012, Halle Institute for Economic Research (IWH).

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