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Raiffeisen für die Zukunft: Traditionelles Geschäftsmodell für Geschäftsfelder der Zukunft

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  • Helmut Dietl

    (Department of Business Administration, University of Zurich)

Abstract

Geschäftsmodelle bestehen in der Regel aus drei Hauptelementen. Erstens dem Nutzenversprechen oder Neudeutsch der Value Proposition. Sie beschreibt den Nutzen bzw. Wert, den ein Unternehmen seinen Kunden bietet. Das zweite Element ist die Wertschöpfungsarchitektur. Hierbei geht es darum, wie dieser Kundenwert geschaffen wird. Es geht also um die Beschreibung der einzelnen Wertschöpfungsstufen. Im dritten Element geht es um die Frage, wie sich das Unternehmen einen angemessenen Anteil an der Wertschöpfung aneignen kann. Es geht also, wenn man so will, um das Ertragsmodell. Vor diesem Hintergrund könnte man Raiffeisens Geschäftsmodell, wohlwissend, dass Raiffeisen selbst es vermutlich nie aus diesem Blickwinkel betrachtet hat, wie folgt charakterisieren: Die Value Proposition bestand darin, dass Raiffeisens Vereine bzw. Genossenschaften ihre Mitglieder vor Ausbeutungsverhältnissen schätzten und damit Armut, Not und Leid ihrer Mitglieder verringerten. Die Wertschöpfungsarchitektur lässt sich am besten mit folgen dem Raiffeisen Zitat zusammenfassen: Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele. Die Wertaneignung erfolgte in Raiffeisens Genossenschaften unter dem Motto Hilfe zur Selbsthilfe. Die Wertschöpfung wurde also nicht für Dritte wie z.B. externe Kunden erbracht und dann in Form von Gewinnen an die Investoren ausgeschüttet. Die Wertschöpfung wurde vielmehr direkt durch entsprechende Leistungen an die Vereins- bzw. Genossenschaftsmitglieder weitergegeben. Obwohl Raiffeisen sein Geschäftsmodell der kooperativen Selbsthilfe unter den historischen Bedingungen in der Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt hat, ist es heute aktueller denn je. Dies lässt sich bereits anhand der nachfolgenden Beweise eindrücklich belegen. Am 16.12.1992 erklärten die Vereinten Nationen jeweils den ersten Samstag im Juli zum Internationalen Genossenschaftstag. 2012 wurde von den Vereinten Nationen zum internationalen Jahr der Genossenschaften erklärt. Die UNESCO nahm am 30. November 2016 die Idee und Praxis der Genossenschaft als ersten deutschen Beitrag in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes auf. Laut der International Co-operative Alliance gibt es derzeit rund 2.6 Millionen Genossenschaften mit über einer Milliarde Mitglieder und rund 250 Millionen Beschäftigten. Genossenschaften findet man heutzutage vor allem in der Kreditwirtschaft, der Land- und Forstwirtschaft, der Fischerei, dem Gross- und Einzelhandel, im Wohnungsbau, im Sport, im Transportwesen sowie in der Energie-, Wasser- und Gasversorgung. Wenn man sich diese Liste ansieht, stellt man fest, dass es sich hierbei vor allem um traditionelle und etablierte Branchen mit einer teilweise langen Geschichte handelt. Der vorliegende Beitrag möchte deshalb aufzeigen, dass Raiffeisens traditionelles Geschäftsmodell auch für moderne Branchen wie beispielsweise internetbasierte Serviceplattformen aus organisationstheoretischer Sicht effizient und aus praktischer Sicht vorteilhaft ist. Die theoretische Effizienz und praktische Attraktivität des kooperativen Geschäftsmodells basieren dabei auf zwei Hauptargumenten. Erstens arbeitet der Beitrag heraus, wie eine genossenschaftliche Organisation von Serviceplattformen die Marktmacht- und Hold-up-Probleme proprietärer Serviceplattformen lösen kann. Zweitens zeigt der Beitrag auf, wie die moderne Blockchain-Technologie die Realisierung kooperativer Geschäftsmodelle durch eine erhebliche Transaktionskostenreduktion erleichtert bzw. erst ermöglicht. Der Rest des Beitrags ist wie folgt gegliedert. Kapitel 2 erläutert die wirtschaftliche Bedeutung, Organisation und Funktionsweise von Service-Plattformen. Kapitel 3 arbeitet die Marktmacht- und Hold-up-Probleme geschlossener bzw. proprietärer Service-Plattformen heraus. Kapitel 4 zeigt auf, wie diese Marktmacht- und Hold-up-Probleme durch eine genossenschaftliche Plattformorganisation oder eine Desintermediatisierung gelöst oder zumindest verringert werden könnten, falls hierdurch keine prohibitiv hohen Netzwerk-, Koordinations- und Verifikationskosten entstehen. Da die Blockchain-Technologie zu einer massgeblichen Senkung dieser Kosten beitragen und somit die Realisierung von kooperativen und dezentralen Plattformen ermöglicht, erläutert Kapitel 5 die Grundprinzipien der Blochchain-Technologie. Hierauf aufbauend beschreibt Kapitel 6 wichtige Blockchain-Innovationen und zeigt, welche Möglichkeiten diese Innovationen für eine genossenschaftliche Plattformorganisation und eine Desintermediatisierung proprietärer Plattformen eröffnen. Kapitel 7 beendet den Beitrag mit einem kurzen Fazit.

Suggested Citation

  • Helmut Dietl, 2017. "Raiffeisen für die Zukunft: Traditionelles Geschäftsmodell für Geschäftsfelder der Zukunft," Working Papers 370, University of Zurich, Department of Business Administration (IBW).
  • Handle: RePEc:zrh:wpaper:370
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